Ja zum Kindergarten – «ein Meilenstein»

Bis nach Mitternacht wurde diskutiert und debattiert. Am Ende genehmigten die Stimmberechtigten alle drei «heissen» Geschäfte.
150 Stimmberechtigte sind für den Fusionsprüfungskredit – 10 dagegen. (Bild: is)

Gemeindeammann Adrian Baumgartner, vor Beginn der Versammlung sichtlich angespannt, strahlte nach Ende der Sommer-Gmeind um 0.25 Uhr (!) übers ganze Gesicht: «Ja, wir sind erleichtert. Wir hatten härteren Widerstand erwartet.» Die Stimm­berechtigten genehmigten am Freitagabend die drei «heissesten» Geschäfte – nach viereinhalb Stunden zähem Ringen in der Turnhalle Aemmert teilweise sogar ziemlich deutlich.

Grundlage für Entscheidung
Über die Gemeindegrenze hinaus war Traktandum fünf, ein Bruttokredit von 60 000 Franken für die vertiefte Prüfung einer Fusion mit den Gemeinden Endingen, Lengnau und Tegerfelden, der bedeutendste Beschluss. Mit dem Projekt «Kompass Surbtal» wollen die vier Gemeinden eine breit abgestützte Grundlage für die Entscheidungsfindung schaffen. Ob Fusion oder einfach weiter eine vertiefte Zusammenarbeit, «wir haben keine Präferenzen», versicherte der Ammann den 170 Stimmberechtigten. Der Kanton übernimmt die Hälfte der Kosten.

Zwar kamen viele Fragen und auch Kritik, zum Beispiel über mangelnde Kommunikation und ein zu schnelles Vorgehen. Mit transparenter Information und Fakten gelang es «Verhandlungsführer» Baumgartner jedoch, die Mehrheit zu überzeugen. Nach mehr als einer Stunde erhoben sich im entscheidenden Moment 150 Hände – nur 10 sagten Nein. Baumgartner dankte für «dieses klare Verdikt». Und zu den Gegnern meinte er: «Macht trotzdem mit. Bringt eure Meinung im kommenden Prozess ein!» In der Umsetzungsphase, für die zwei Jahre veranschlagt sind, wird die Bevölkerung in Arbeits- und Echogruppen sowie Workshops eingebunden.

150 Stimmberechtigte sind für den Fusionsprüfungskredit – 10 dagegen. (Bild: is)

Kindergarten: Ja, aber …
Beim zweiten grossen Traktandum wollte der Gemeinderat gleich drei Kredite abholen: 2 Millionen Franken für den Neubau eines Doppelkindergartens auf dem Schulgelände, 1,99 Millionen für die Sanierung des Gemeindehauses und 75 000 Franken für die Renovation des Spritzenhauses. Schulleiterin Tania Schweizer zeigte auf, weshalb der derzeit im 1. Ober­geschoss des Gemeindehauses untergebrachte Kindergarten nicht mehr zeitgemäss sei. Schon im neuen Schuljahr werden 31 Kinder unterrichtet. Bis 2025 werden es 35 sein, «ab 26 Kinder müssen wir zwei Abteilungen führen». Die Räumlichkeiten sind zu klein, die Infrastruktur ungeeignet. «Wir erfüllen fast keines der Kriterien des Kantons», so Schweizer.

Für den Neubau habe die Projektgruppe aber «den perfekten Standort» gefunden: auf dem Areal der Schule im Bungert. Schnell kristallisierte sich in den Voten heraus, dass ein Neubau befürwortet wird. Jedoch wurde deutlich Kritik am geplanten Standort geäussert: Auf dem Areal befindet sich ein Obstgarten mit 14 Bäumen, und der Naturgarten, erst 2022 im Rahmen des Projekts «Natur findet Stadt» erstellt, wäre ebenfalls tangiert – wenn auch nur am Rande. Adrian Baumgartner versprach, dass der Naturgarten geschützt und vielleicht sogar erweitert werde. «Aber wenn der Kindergarten abgelehnt wird, zieht der Gemeinderat die beiden anderen Geschäfte zurück.» Denn bei einem Verbleib des Kindergartens könne das Gemeindehaus ja nicht saniert werden.

Dringender Handlungsbedarf besteht auch beim Gemeindehaus, wie Architekt Daniel Zehnder aufzeigte. Zwei Drittel des 1897 eingeweihten Gebäudes sind schlecht isoliert, das Raumkonzept ist unpraktisch. Nach der Sanierung wird die Verwaltung in den 1. Stock ziehen und einfacher zugänglich sein. Im Parterre sind ein Vereinsraum sowie das Büro des Forstamts vorgesehen. Während der 14 Monate der Sanierung wird die Verwaltung im Aemmertsaal untergebracht.

Verschuldung steigt an
Widerstand erzeugte, dass die Nettoschuld der Gemeinde durch die Finanzierung der Projekte auf sechs Millionen Franken steigt. Eine Erhöhung des Steuerfusses von 112 auf 115 Prozent sei darum unumgänglich, so Baumgartner. Bei einer Familie mit einem jährlichen Nettoeinkommen von 60 000 Franken mache dies jedoch keine 100 Franken pro Jahr aus. Die Erhöhung wird an der Winter-Gmeind traktandiert.

Um 23.25 Uhr kam der Moment der Wahrheit. Der Kredit für den Kindergarten wurde mit 126 zu 27, jener für die Sanierung des Gemeindehauses mit 82 zu 73 und jener für die Reno­vation des Spritzenhauses mit 97 zu 51 Stimmen genehmigt. Weil das Quorum von 225 nicht erreicht wurde, unterstehen alle Beschlüsse dem fakultativen Referendum.

Schulleiterin Tania Schweizer freute sich über das Ja zum Kindergarten-Neubau: «Dies ist ein Meilenstein für die Gemeinde Schneisingen. Mit dem Bau des neuen Kindergartens sind wir optimal auf die kommenden Schülerzahlen vorbereitet. Wir können nun eine moderne und angemessene Lernumgebung schaffen, die den Bedürfnissen unserer Kinder gerecht wird.» Adrian Baumgartner dankte den Anwesenden für «sachliche und fair geführte Diskussionen». Diese wurden beim Apéro noch bis weit in die Nacht hinein fortgesetzt.