Ende Mai war es endlich so weit: Der Kirchdorfer Musiker und Musiklehrer Levi Bo konnte über die Ziellinie in Antalya schreiten und sich als Finisher des Lykischen Wegs feiern lassen. Der Pilgerweg von Fethiye an der türkischen Riviera entlang bis in den Badeort Antalya ist offiziell 509 Kilometer lang: «Ich habe aber total fast 600 Kilometer gemacht.» Zweimal hatten ihn Ereignisse zum Abbruch gezwungen. Im April 2021 verletzte sich der 49-Jährige bei einem Sturz schwer am Knöchel und musste heimreisen. Den zweiten Anlauf nahm er im Oktober 2021 gemeinsam mit seiner Frau Tina unter die Füsse und wiederholte einige Etappen – bis zu dem Punkt, an dem wegen der verheerenden Waldbrände einige Aufstiege gesperrt waren. «Fast zwei Jahre lang befand ich mich in der Schwebe und hatte die letzten Kilometer noch vor mir», beschreibt der Musiker, dessen Reiseblog Tausende interessiert verfolgt hatten.
Sengende Sonne, heftiger Regen
Mitte April 2023 brach Levi Bo nun zum dritten und letzten Versuch auf. Die Bedingungen waren hart: «Ich wanderte vier Tage lang täglich mehrere Kilometer im Gebirge über der Baumgrenze bei 27 oder 28 Grad», schildert er. Nach drei Tagen Pause dann das andere Extrem: Heftiger Regen und Windböen erschwerten den Abstieg vom Tahtali Dağ (2366 m). «Ich musste mir den teuersten Poncho meines Lebens kaufen und war am Ende doch durchnässt. Ich wollte nur noch ans Ziel kommen!» Den Abstieg nahm er mit der Spitzengruppe in Angriff, die sich jedoch verlief und einen Umweg von sechs Kilometern machte. 100 Kilometer vor dem Ziel habe ihm Reiseführer Metin Tüzün bereits die Finisher-Medaille umgehängt, die er aber sofort zurückgegeben habe: «Ich sagte ihm: ‹Gib sie mir, wenn wir das Ziel wirklich erreicht haben.›» Schliesslich hätte ja wieder etwas dazwischen kommen können.
Am 27. Mai erreichte Levi Bo aber endlich das ersehnte Ziel. Und erlebte Seltsames: «Ich lief durch das Ziel, schaute zurück und fragte mich: Und jetzt? Soll ich zurückgehen?» Er spürte eine Leere, war sich aber auch bewusst: «Der Weg ist das Ziel.» Da sein Schwiegervater schwer erkrankt war, musste Levi Bo dann trotzdem schneller nach Hause als geplant. Wenige Tage später verstarb der Vater seiner Frau. «Aber es war eine Erlösung», ist dem Musiker bewusst. Die Erlebnisse auf seinen ersten beiden Reisen hat Levi Bo im Buch «Levi ist dann mal weg» festgehalten, das im Frühjahr 2022 erschienen und immer noch auf leviistdannmalweg.com oder buchundnetz.com erhältlich ist. Seit Januar schreibt er wieder fleissig.
Party zum Fünfzigsten vertagt
Buch Nummer zwei wird wohl erst Anfang 2024 erscheinen. Denn am 6. Juli kommt Tourguide Metin, mit dem Levi Bo inzwischen eine Freundschaft verbindet, erstmals in die Schweiz zu Besuch. «Wir werden sicher gemeinsam die Lägern bezwingen, vielleicht zeige ich ihm das Jungfraujoch.»
Am 18. Juli feiert der Musiker seinen 50. Geburtstag – die grosse Party wird wegen des Todesfalls in der Familie jedoch auf Ende Juli vertagt. «Ich feiere meinen Geburtstag mit zwei Konzerten. Am 20. Juli im Club Joy des Grand Casino Baden, und am 22. Juli an der Sommerbar in Aarburg. Und im Oktober plane ich, nochmal zwei Etappen des Lykischen Wegs gemeinsam mit Fans und Freunden zu absolvieren, die meine Abenteuer verfolgt haben», kündigt Levi Bo an. Diese Episoden dürfen im Buch auf keinen Fall fehlen.