Näherin aus Leidenschaft

Daniela Bronners Laden ist Anlaufstelle für selbst genähte (Turn-)Kleider, Bademode und Geburtsgeschenke. Viele Vereine schätzen ihre Kreationen.
Sie macht Mädchenträume wahr: Turngwändli aus weichem Samt in allen Farben, mit Glitzer und Sternchen verziert: Es gibt kein Design, das Daniela Bronner nicht nähen kann. (Bild: mpm)

Der Ausschnitt des kleinen blauen Turnkleids funkelt und glitzert. «Die Mädchen nennen es das ‹Sternenhimmel-Gwändli›», sagt Daniela Bronner schmunzelnd, als sie ihre Kreation vorführt. Die 48-Jährige hat inzwischen unzählige Designs und Stoffe zu Gymnastikanzügen verarbeitet. Die edlen Tenues waren der Grund, weshalb sie überhaupt zu nähen anfing. «Ich selbst habe relativ spät mit dem Geräteturnen angefangen und habe mir damals natürlich auch ein ‹Gwändli› gewünscht», erklärt die Untersiggenthalerin. Da diese allerdings teuer waren und ihre Eltern nicht einfach so ein Turnkleid kaufen wollten, hat sie sich selbst eines genäht. «Damals kam man kaum an die Stoffe für solche Gymnastikanzüge, deshalb musste ich auf T-Shirt-Stoff zurückgreifen», erzählt Daniela Bronner und lacht. 

Die Leidenschaft fürs Turnen sowie fürs Nähen hielt bis ins Erwachsenenalter. 24 Jahre lang leitete die aus­gebildete Polygrafin ehrenamtlich im STV Untersiggenthal verschiedene Gruppen wie das Geräteturnen, das Schaukelringturnen oder die Gymnastikgruppe. Parallel dazu nähte Daniela Bronner zu Hause. 1999 durfte sie ihren ersten Verein einkleiden.

Nuggiketten und Babydecken
Nach der Geburt ihres zweiten Kindes pausierte Daniela Bronner zwar im erlernten Beruf, blieb ihrer kreativen Seite jedoch treu und gestaltete zu Hause zusätzlich Nuggiketten sowie Babydecken und Geburtsgeschenke. Als ihr drittes Kind in die Schule kam, hatte Daniela Bronner wieder mehr Zeit für ihre Leidenschaft. Die hohe Qualität ihrer Kreationen sprach sich herum, und so konnte sie nach und nach mehrere Vereine einkleiden und ihren Kundenstamm vergrössern. 2013 gründete sie die Bronner Design GmbH und setzte vollumfänglich auf das Nähen.

«Bis zu diesem Zeitpunkt habe ich in unserem Haus in Untersiggenthal genäht», erklärt Daniela Bronner, «so, wie das viele zu Beginn machen. Aber durch die erhöhte Nachfrage brauchte ich mehr Platz für das Lagern der Stoffe und für das Ausstellen meiner Kreationen.»

Zunächst fand sie ein kleines Büro in Kirchdorf und danach ein grosses, helles Atelier im BAG-Areal in Vogelsang. Der Traum, ein eigenes Schaufenster zu haben, in dem sie ihre Kreationen ausstellen konnte, blieb jedoch über all die Jahre bestehen. «Als ich 2022 die Chance bekam, im ehemaligen Studio Kosmetikoase in Untersiggenthal ein Geschäft einzurichten, war ich begeistert – mein Traum hat sich erfüllt», erzählt Daniela Bronner.

Das helle, lichtdurchflutete Lokal dürfte alteingesessenen Einwohnerinnen und Einwohnern von Untersiggenthal als «Kellerlädeli» bekannt sein. Darin sind jedoch nicht nur Turnkleider zu finden. Nebst Kleidern für Mädchen und Damen sowie Bademode näht Daniela Bronner zahlreiche Baby­decken und Geburtsgeschenke. Zudem kann man Dekorationsartikel und Accessoires erwerben, die Daniela Bronner selbst einkauft.

Mit dem Verkauf dieser Artikel können die Kosten für den Betrieb des Ladens und für die Produktion zu einem gewissen Grad finanziert werden. «Die Stoffe sind nicht ganz einfach zu beschaffen», gibt Daniela Bronner zu bedenken, «und die Arbeit an den Gymnastikanzügen ist manchmal aufwendig.»

Daniela Bronner an ihrer Nähmaschine im Lädeli in Untersiggenthal. (Bild: mpm)

Turngewand als Markenzeichen
Die Turngwändli fertigt Daniela Bronner nach den Wünschen ihrer Kundinnen an. Dafür benötigt die 48-Jährige je nach Design bis zu dreieinhalb Stunden. Im ersten Quartal fällt der grösste Teil der Aufträge an, da im März beziehungsweise im Mai die Wettkämpfe beginnen und die Turnvereine ihre neue Ausstattung benötigen. Denn ein Turnanzug ist nicht einfach ein Anzug, seine Bedeutung geht über ein blosses Kleidungsstück hinaus. Er ist Markenzeichen und unterliegt Modeströmungen, die es zu berücksichtigen gilt. «Die Vereine kommen oft mit eigenen Vorstellungen oder Zeichnungen zu mir», erklärt Daniela Bronner. Dann müsse sie erst kurz prüfen, ob das Design des Gewandes bereits von jemandem benutzt werde, um keine rechtlichen Pro-bleme zu bekommen. Denn grosse Hersteller schauen oft mit Argusaugen darauf, ob ihre Anzüge in irgendeiner Form kopiert werden, und drohen rasch mit Plagiatsklagen. Sobald die Designs feststehen, macht sich Daniela Bronner an die Arbeit. «Manchmal nähe ich bis zu 100 Turnkleider pro Verein – das gibt dann einige Nachtschichten.»

Die positiven Rückmeldungen sowie die guten, langjährigen Kundenkontakte belohnen jedoch ihre harte Arbeit. Denn: Handarbeit wird auch in diesem Bereich geschätzt, und das Vertrauen in die Fähigkeiten der Untersiggenthalerin ist gross.