Einheimische Tiere zum Anfassen

Der Waldtierpfad oberhalb von Untersiggenthal ist wieder in Betrieb. Er lässt Erwachsene und Kinder eifrig Ausschau nach Tieren halten.
Lehrerin Monika Bohren montiert den «Specht» am Baum. (Bild: zVg | Hilke Andersson)

«Dort drüben!» Begeistert zeigt der Achtjährige auf die Wiese, wo er einen Rehbock entdeckt zu haben glaubt, der aufmerksam herüberschaut. Die Silhouette des Holztiers sieht so täuschend echt aus, dass es auf den ersten Blick fast nicht von einem echten Rehbock zu unterscheiden ist. Es ist eines von zahlreichen Wildtieren, die in den hiesigen Wäldern heimisch sind und auf dem Waldtierpfad am Paul-Zehnder-Weg in Untersiggenthal entdeckt werden können. «Wir haben in den ersten Klassen des letzten Zuges das Thema Wald und Waldtiere behandelt», erklärt Primarlehrerin Monika Bohren. «Wir hatten uns überlegt, wie wunderbar es doch wäre, wenn wir diese verschiedenen Tiere im Wald besuchen könnten. Meistens sieht man sie ja nicht. So entstand die Idee mit dem Waldtierpfad.»

Aufwendig gestaltete Tiere
Die Idee war schnell geboren, ihre Umsetzung benötigte aber viel Zeit, Engagement und Arbeit. Die Tiere sind aus Holzplatten hergestellt, auf die zuerst die Umrisse projiziert wurden. Danach hat ein Team von engagierten Lehrerinnen ausserhalb der Unterrichts­zeiten gesägt und geschliffen. Zu den einzelnen Tieren sammelten sie umfangreiches Bildmaterial, das als Vorlage für die Bemalung der ausgesägten Holztiere diente. «Uns war es sehr wichtig, die Tiere möglichst real darzustellen, weshalb wir sie lebensgross ausgesägt haben», sagt Monika Bohren. «Die Grösse eines Keilers oder eines Rehs ist dann doch sehr beeindruckend.»

Anschliessend wurden die bemalten Tiere matt lackiert, um sie gegen die Witterung zu schützen, und im Wald aufgestellt. Wie echte Wildtiere sind die Holzfiguren nicht auf den ersten Blick zu sehen, und man muss ein bisschen nach ihnen suchen. Ein mit dem Namen des Tiers beschrifteter Pfahl zeigt an, wenn sich eines in der Nähe befindet. Dann wird in Büsche geschaut, hinauf in die Baumkronen, unter Wurzeln oder auch auf die nahe gelegene Wiese. Damit die Suche spannend bleibt, wurden in diesem Frühjahr die Tiere anders positioniert, nachdem sie über den Winter weggeräumt worden waren. «Wir sind erstaunt, wie robust die Holztiere sind», meint Monika Bohren. Nur die Eichhörnchen wurden gleich zu Beginn angeknabbert, «wohl von echten Artgenossen», vermutet sie.

Bereit zur Montage: Die fertigen Holztiere warten auf ihren Einsatz. (Bild: zVg | Hilke Andersson)

Mit Kopf, Herz und Hand
«Am schönsten ist für uns die Freude der Kinder, wenn sie ein Tier ent­decken», sagt die Primarlehrerin, die seit über 20 Jahren in Untersiggenthal unterrichtet. Ebenfalls toll sei es, wenn die Kinder erzählten, dass sie mit Familienmitgliedern auf dem Pfad gewesen seien und sie sich diebisch gefreut hätten, wenn ihre Eltern lang hätten suchen müssen, ehe sie die Tiere entdeckt hätten – falls sie es denn überhaupt ohne die Hilfe ihrer Kinder schafften.

Monika Bohren und ihre Arbeitspartnerin Hilke Andersson verbringen mit den Schulkindern gern Zeit in der Natur. Aus ihrer Sicht ergibt es Sinn, schulische Inhalte mit der Natur in Form von Erlebnissen, realen Situa­tionen und Gegenständen zu verbinden. So sind beide Lehrerinnen oft im Wald oder im Schulgarten anzutreffen. In der Natur können die Kinder zudem viel voneinander lernen (kooperatives Lernen), denn manche Kinder haben schon ein grosses Wissen und sind sehr interessiert, während andere kaum Kenntnisse von den Vorgängen in der Natur haben. «Pestalozzi lag mit der Aussage des Lernens mit ‹Kopf, Herz und Hand› genau richtig», bestätigen beide.

Dennoch nutzen sie die neuen Medien, um den Umgang damit zu üben und Spannendes über das Erlebte zu verknüpfen. «Ein analoger Ausgleich zur virtuellen Welt, in der sich heute viele bereits seit dem Kleinkindalter bewegen, tut sicherlich gut», geben sie zu bedenken.