Sänger Patrick Dehmer, Gitarrist Roland Frei, Bassist Philipp Küng und Schlagzeuger Eddie Walker waren als Betterworld mit ihrem von U2 und Simple Minds inspirierten Gitarrenrock Anfang der 90er-Jahre nicht nur die angesagteste Band in der Region Baden, sondern auch national erfolgreich. Die Ballade «La Luna» stiess 1992 auf Platz elf der Schweizer Hitparade vor, und die dritte CD «Positive» trug der Band 1995 Auftritte am Open Air St. Gallen und am Gurten-Festival ein. Auf dem Berner Hausberg auf der Waldbühne zu spielen und im Sittertobel vor und nach dem eigenen Konzert Jovanotti, Genesis-Gitarrist Mike Rutherford und Jimmy Barnes backstage zu begegnen, sind unvergessliche Erlebnisse, die den 56-Jährigen heute noch ins Schwärmen bringen. «Damals haben wir daran geschnuppert, wie es ist, wenn man länger auf Tournee gehen und von der Musik leben kann», erzählt er. «Einige Monate später haben wir uns trotzdem getrennt. Nicht alle wollten und konnten die Koffer packen und nach London oder Hamburg ziehen.»
Der Musik treu geblieben
Trotzdem hat jeder in diesem Quartett Karriere gemacht, wenn auch nicht als Popmusiker. Frei hat ein eigenes Tonstudio und arbeitet viel für die Werbung – genau wie Walker als Grafiker. Küng und Dehmer sind heute Anwälte. Der Musik blieben sie jedoch immer treu. Bevor Dehmer die Rechtsabteilung eines Telekommunikationsriesen leitete, setzte er sich mit seiner Kanzlei für die Rechte von Musikerinnen und Musikern ein. Sein berühmtester Klient war Polo Hofer. Er war gebüsst worden, als er im Lokalfernsehen einen lockeren Spruch übers Kiffen gemacht hatte. «Polo kam zu mir und meinte, ich sei der Richtige für diesen Fall. Wir würden ihn sicher gewinnen, und dabei würde erst noch für beide gute PR herausspringen», erinnert sich der gebürtige Mellinger. So geschah es tatsächlich, als die
Sache vor viel Publikum am Badener Bezirksgericht verhandelt wurde.
Zurück auf die Bühne
Der Sänger frönte der Musik in den letzten zehn Jahren nur noch im Proberaum von Gitarrengrösse Max Lässer in der Badener Altstadt. Dehmer und Küng arrangierten alte Songs um oder probierten neue Ideen aus. 2020 beschlossen sie, nochmals ein Album zu produzieren und – sollten die neuen Songs ankommen – noch ein paar Konzerte zu geben. Sie gewannen Walker für das Revival und engagierten die hervorragenden Instrumentalisten Jean-Pierre von Dach und Pim Newland anstelle von Frei, der nicht mehr selbst auf der Bühne stehen will. Die Produktion zog sich zwar aus verschiedenen Gründen in die Länge, doch ist das Trio mit dem Resultat mehr als zufrieden. Nach ersten Hörproben zu schliessen, auf denen er einmal wie Bruce Springsteen klingt, kann dem Album viel zugetraut werden. Die Achtziger sind ja wieder angesagt, gerade in diesem moderneren Soundkleid.
Neue Herausforderungen
Während das Songschreiben in den letzten Jahren und Jahrzehnten unkomplizierter geworden ist, da man sich dafür dank der Garage-Band-App nicht mehr unbedingt persönlich treffen muss, ist es schwieriger geworden, einen passenden Namen zu finden. Den Namen Betterworld leitete der Manager der Band, Felix Courvoisier, einst von einem der wenigen Songs ab, welche die Band schon geschrieben hatte. Für das Trio war schnell klar, dass für die neuen Lieder ein neuer Bandname hermusste. «Back From Mars fasst unsere Reise zusammen: Wir waren lang weg, haben viel gesehen und kommen mit Neuem zurück. Zudem haben Himmelskörper bei uns Tradition.»
Obwohl Dehmer sich manchmal fragt, ob Betterworld für ihr Back-From-Mars-Album, das den sinnigen Titel «Delayed» trägt, nicht mehr Risiko hätten eingehen sollen, blickt der Vater von drei Kindern (20, 17, 15) optimistisch nach vorn. «Wenn ich sehe, wie fit Mick Jagger mit 80 ist, haben wir mit Back From Mars noch Zeit, um Verpasstes nachzuholen», meint er lachend. Zunächst gibt die Band an der Badenfahrt am 24. und 25. August im Salon Vert des Vereins Baradore ihre ersten Konzerte. Gleichzeitig erscheint das Album. «Ich freue mich riesig. Alles, was danach kommt, ist Zugabe.»