Mensch – Arbeit – Zusammenhalt

Die Wurzeln liegen im Zurzibiet: Unter dem Titel Svizra 27 plant ein grosses Team um Doris Leuthard und Kurt Schmid eine nächste Expo.
WFZ-Präsident René Utiger bedankt sich bei Referent Kurt Schmid. (Bild: zVg)

Sechs Landesausstellungen gab es in der Schweiz bisher. Nach 1883 (Zürich), 1896 (Genf), 1914 (Bern), 1939 (Zürich) und 1964 (Lausanne) war 1991 anlässlich des 700-Jahr-Jubiläums der Schweiz eine Expo in der Innerschweiz geplant. Das Projekt scheiterte jedoch frühzeitig am Stimmvolk der beteiligten Kantone. Die letzte Landesausstellung war die Expo 02 im Drei-Seen-Land. Jede Landesausstellung hatte ein spezifisches Thema und bot den Besuchenden die Möglichkeit, verschiedene Aspekte der schweizerischen Kultur, Geschichte und Innovation zu erkunden.

25 Jahre nach der letzten Expo soll wieder eine Landesausstellung stattfinden. Eines von vier Projekten (siehe Box) ist Svizra 27 – eine Landesausstellung der fünf Nordwestschweizer Kantone Aargau, Basel-Landschaft, Basel-Stadt, Jura und Solothurn. Svizra 27 ist rätoromanisch und würdigt die vierte Landessprache. Die Zahl 27 steht einerseits für das ursprünglich geplante Veranstaltungsjahr 2027, aber auch für die 26 Kantone der Schweiz und den Bund. Inzwischen ist aber klar, dass die Expo frühestens 2030 stattfinden kann. Doch dazu später.

Idee beim Joggen in Lengnau
Die Idee für ein kantonsübergreifendes Projekt hatte ein prominenter Lengnauer nach eigener Aussage 2014 beim Joggen: der Ehrenbürger und alt Gemeindeammann Kurt Schmid. Am Mittwoch vergangener Woche stellte der Ehrenpräsident des Aargauischen Gewerbeverbands beim Frühstücksanlass des Wirtschaftsforums Zurzibiet (WFZ) die Idee von Svizra 27 vor. Svizra 27 will sich im Kerninhalt mit der Arbeit beschäftigen. Diese betrifft alle im Land – ob Berufs- oder Freiwilligenarbeit, Teilzeit, Haushalt oder Homeoffice. «Wie wollen wir künftig arbeiten und zusammenleben? Dafür brauchen wir Ideen, Visionen und Leitbilder.»

Herausforderung und Ziel ist, eine gemeinsame Identität für die Bevölkerung der beteiligten Kantone zu schaffen. «Wer von euch fühlt sich als Nordwestschweizer? Wahrscheinlich nicht viele», sagte Schmid zu den etwa 110 Teilnehmenden im Arbeits- und Wohnzentrum (AWZ) in Kleindöttingen. Die Nordwestschweiz sei noch kein gefestigter Begriff, und die Menschen im Jura seien für Aargauer weit entfernt, ist dem Initianten bewusst. Als begnadeter Netzwerker sieht er seine Aufgabe vor allem darin, die richtigen Leute, die zusammenpassen, ins Team zu holen. Seien zu Beginn fünf Personen involviert gewesen, so «arbeiten heute rund 200 Personen in irgendeiner Funktion am Projekt», so der 69-Jährige. 

Prominente Co-Präsidentin
Prominentes «Zugpferd» von Svizra 27 ist alt Bundesrätin Doris Leuthard – Parteikollegin von Schmid in der Mitte. Voller Freude erläuterte der Lengnauer, wie er die Magistratin in einem ersten Schritt als Jurypräsidentin und danach als Co-Präsidentin ins Boot holte. «Vom Projekt überzeugt, sagte Doris Leuthard spontan zu», erzählte Schmid begeistert. Er betonte jedoch gleichzeitig den engen Bezug von Svizra 27 zum Zurzibiet. Die Ständeräte Thierry Burkart (ein Neu-Lengnauer) und Hansjörg Knecht (Leibstadt), Kommunikationsexperte Marco Canonica und die Lengnauer Unternehmerin Silvia Huber (Domaco) sind nur einige bekannte Namen aus dem Zurzibiet, die zum Team von Svizra 27 gehören. Gesamtprojektleiter Jost Huwyler und sein Stellvertreter Beat Heuberger haben ebenfalls Zurzibieter Wurzeln.

Neun Raumzeitkapseln
Was ist nun konkret geplant? In neun Raumzeitkapseln, die über die ganze Nordwestschweiz verteilt sind, wird ein Thema bearbeitet. Drei davon befinden sich im Aargau: in Aarau (Themen: Demokratie und Teilhabe), in Stein (Ernährung und Umwelt) sowie in Baden (Energie und Rohstoffe). In diesen Raumzeitkapseln können Besucherinnen und Besucher auf spielerische Art ihre Ideen und Inputs zu den Leitbegriffen Mensch, Arbeit und Zusammenhalt eingeben. Sämtliche Informationen fliessen in einer Art «Rechenzentrum» in Basel zusammen und werden täglich digital ausgewertet.

«Das Ziel ist, ein Leitbild zu erstellen, woraus wir ersehen, wie wir uns die Arbeit in Zukunft vorstellen», erklärte Kurt Schmid. Die Kosten pro Kapsel beziffert er auf 30 bis 35 Millionen Franken. Derzeit befindet sich das Projekt Svizra 27 in der Phase fünf, in der eine Machbarkeitsstudie erstellt wird. Die Kosten von 4,1 Millionen Franken tragen je zur Hälfte die fünf Kantone und die Wirtschaft. Gemäss Studien generiere so ein Projekt jedoch nicht nur Kosten, sondern ebenso eine hohe Wertschöpfung: «Für 100 investierte Franken kommen gesamtökonomisch 120 zurück.» Für die letzte Phase, die Planung und die Durchführung, ist eine Milliarde Franken veranschlagt. Davon soll der Bund die Hälfte finanzieren.

Durchführung frühestens 2030
Schon jetzt ist allerdings klar: Die nächste Expo wird nicht 2027 stattfinden können. Ende März 2023 hat der Bundesrat mitgeteilt, dass die Durchführung einer Landesausstellung mit Bundesbeteiligung angesichts der Sparmassnahmen beim Bund und bei den Kantonen – wohl wegen des CS-Debakels – vor 2030 nicht realistisch sei. «Wann findet sie denn nun statt?», wollte WFZ-Präsident René Utiger abschliessend von Kurt Schmid wissen. «Nicht vor 2030. Mit einer eingereichten Motion wollen alle Organisationen einen Vorentscheid im Jahr 2026 und eine Durchführung im Jahr 2030.»

svizra27.ch