Afrikanische Oase im Quartier

Die aus Benin stammende Christiane Ischer betreibt in Wettingen einen kleinen Afroshop. Einige Produkte kommen direkt aus ihrer Heimat.
Christiane Ischer mit ihrem Lieblingsprodukt, dem Heilgewürz Selimskörner. (Bild: mk)

Von aussen ist es ein unscheinbares Wohnhaus. Nur die farbigen Tücher, die im Fenster hängen, lassen erahnen, was sich an der Heimstrasse 8 verbirgt. Betritt man den Raum im Parterre, wird man von kräftigen Farben und warmer Atmosphäre empfangen. Fein säuberlich in Regale ein­sortiert, leuchten einem bunte Stoffe entgegen, daneben Schmuck, Tee, Gewürze und die dazu passenden Holzmörser. An Ständern hängen prächtige Damenkleider und Herrengewänder.

Es ist der Afroshop von Christiane Ischer, die den Laden als Herzensprojekt betreibt. «Zuerst war die Idee, einen Treffpunkt zu schaffen, wo man zusammen kochen und Neues probieren kann», erklärt die aus Benin stammende Ischer. «Mit der Zeit habe ich Produkte aus Afrika angeboten, damit Menschen, die noch nie dort waren, diese ausprobieren können.» Einiges im Sortiment stammt aus Eigenproduktion von Verwandten aus Benin, zum Beispiel die Sheabutter. Ischer zeigt auf dem Handy den Baum, der den Rohstoff dazu liefert. Aus den Fruchtkernen werde die Sheabutter hergestellt. Sie öffnet einen Tiegel und deutet auf die Farbe: «Es muss gelblich sein, nicht weiss wie die raffinierte Sheabutter, die meistens pur oder in Kosmetik verarbeitet angeboten wird. Der weissen Butter fehlen gewisse wertvolle Inhaltsstoffe.»

Dass die Qualität stimmt und sie die Herkunft kennt, ist Christiane Ischer bei allem, was sie anbietet, wichtig. Den Moringatee bringt sie selbst aus den Ferien mit, damit sie sicher ist, dass er nicht gestreckt wurde. Moringa gilt als eine der nährstoffreichsten Pflanzen der Welt und soll bei einer Vielzahl von Beschwerden helfen sowie Krankheiten vorbeugen.

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Christiane Ischer kam vor 17 Jahren als Touristin in die Schweiz und lernte hier ihren heutigen Mann kennen. Seither wohnt sie in Wettingen. Von Beginn an bemühte sie sich, beruflich Fuss zu fassen, aber es wurde ihr nicht leicht gemacht. In Benin hatte sie einen Master in Soziologie und einen in Menschenrechten erworben. Obwohl ihre Diplome hier teilweise anerkannt wurden und sie zwei Jahre einen Intensivdeutschkurs belegt hatte, fand sie zunächst nur Anstellungen in der Reinigung oder im Postverteilzentrum. «Da beschloss ich, noch einmal bei null anzufangen», sagt sie rückblickend. Sie absolvierte ein Masterstudium in Sozialer Arbeit – in Lausanne, damit sie die Abschlussarbeit in ihrer Muttersprache Französisch einreichen konnte. Später fand sie einen Job als Sozialpädagogin in Biel, den sie drei Jahre lang ausübte. Während all der Zeit pendelte sie in die Romandie. Manchmal sei sie dafür um vier Uhr aufgestanden.

Heute kann es die beharrliche Frau ruhiger nehmen, inzwischen ist sie in der Flüchtlingsberatung von Caritas in Aarau tätig. Von Montag bis Donnerstag hilft sie dort Familien bei der Organisation des Alltags, erstellt mit ihnen zum Beispiel Budgets, damit die knappen Mittel richtig eingeteilt werden. Immer samstags von 10 bis 16 Uhr öffnet sie ihren Afroshop, manchmal auch freitags. Bis anhin sei dieser allerdings ein Verlustgeschäft, ein «teures Hobby», wie Ischer schmunzelnd sagt. Aufgeben möchte sie trotzdem nicht. Dafür steckt zu viel Persönliches in dem Projekt. Den Silberschmuck fertigt der Goldschmied ihrer Grossmutter. Den Mörsermacher und die Kleidernäherin kennt sie ebenso wie den Herrenschneider. Das getrocknete Zitronengras stammt von der Schwägerin, der bunte Schmuck ist zum Teil ihr eigenes Werk.

Und ihr Lieblingsprodukt? Das sind die Selimskörner, ein bitter-scharfes Heilgewürz, das sie täglich als Tee zubereitet und oft zum Kochen verwendet. «Es ist die beste Krankheitsprävention», ist Christiane Ischer überzeugt. «Ich fange mir fast nie etwas ein.» In den anstrengenden Pendlerjahren sei sie nur ein einziges Mal und nur für einen Tag krank geworden. «Ich bin altmodisch und gehe nicht gern in die Apotheke», sagt sie, «denn die Natur gibt uns alles, wir müssen es nur nutzen.» Am 2. Dezember findet im Afroshop ein Schmuckworkshop statt. Anmeldung ist erbeten unter 077 233 79 98.