Fragen zum Adipositaszentrum

Die Menschen in industrialisierten Ländern leiden vermehrt an Übergewicht. Am KSB gibt es deshalb seit zehn Jahren ein Adipositaszentrum.
Das Team des Adipositaszentrums am KSB hilft Betroffenen seit zehn Jahren, Gewicht zu verlieren. (Bild: zVg)

Übergewicht ist ein globales Gesundheitsproblem von alarmierendem Ausmass. In einer Welt, die einerseits von extremer Armut und andererseits von leicht verfügbarer, kalorienreicher Nahrung und generellem Überangebot geprägt ist, sind immer mehr Menschen von diesem Gesundheitsrisiko betroffen. Nicht nur Erwachsene, auch Kinder und Jugendliche leiden darunter. Die Auswirkungen auf die individuelle Gesundheit sowie das Gesundheitssystem sind potenziell gravierend.

Normalerweise wird Übergewicht durch ein Ungleichgewicht zwischen Kalorienaufnahme und -verbrauch verursacht. Eine unausgewogene Ernährung und mangelnde körperliche Aktivität sind die Hauptfaktoren, die dazu führen können. Neben den körperlichen Auswirkungen, wie einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Gelenkproblemen, hat Übergewicht psychosoziale Konsequenzen. Betroffene können mit einem negativen Selbstbild, Depressionen und sozialer Sti­gmatisierung konfrontiert sein.

Es ist entscheidend, das Bewusstsein für die Bedeutung einer gesunden Lebensweise und einer ausgewogenen Ernährung zu schärfen, um Übergewicht und seine Folgen zu bekämpfen. Präventive Massnahmen, wie Aufklärung über Ernährung und Bewegung, sind dabei von grundlegender Bedeutung. Ausserdem ist es wichtig, Menschen mit Übergewicht zu unterstützen und ihnen Ressourcen zur Verfügung zu stellen, damit sie Veränderungen für einen gesunden Lebensstil vornehmen können. Zum 10-Jahr-Jubiläum des Adipositaszentrums hat die «Rundschau» beim KSB nachgefragt. Der Kommunikationsverantwortliche Omar Gisler hat unsere Fragen beantwortet.

Omar Gisler, was gab den Ausschlag, dass das Adipositaszentrum am KSB vor zehn Jahren etabliert wurde?
In der Schweiz sind etwa 42 Prozent der erwachsenen Bevölkerung übergewichtig. 11 Prozent der Betroffenen sind adipös. Unter den Kindern und Jugendlichen gelten ebenfalls 11 Prozent als übergewichtig. Diese Zahlen sind besorgniserregend, denn Übergewicht kann die Lebensqualität erheblich einschränken und die Entstehung diverser Erkrankungen fördern. Um den Betroffenen eine Anlaufstelle bieten zu können, hat das KSB das Know-how von verschiedenen Spezialisten wie Ernährungsberatern, Endokrinologen und Chirurgen gebündelt. In unserem von der Swiss Society for the Study of Morbid Obesity and Metabolic Disorders anerkannten Adipositas-Referenzzen­trum helfen diese Spezialisten aus den unterschiedlichen medizinischen Fachbereichen, die für die Patienten beste Lösung zu finden, damit diese ihr Gewicht nachhaltig reduzieren können.

Wie hat sich die Nachfrage nach ­Behandlungen im Adipositaszentrum während dieser zehn Jahre entwickelt?
Die Nachfrage ist kontinuierlich gestiegen. Wir interpretieren das so, dass die Patientinnen und Patienten mit dem Angebot zufrieden sind und unsere medizinische Qualität schätzen.

Ist aufgrund der heute erhältlichen Medikamente zur Gewichtsabnahme mittel- bis langfristig mit einer Reduktion der Anzahl chirurgischer Eingriffe in diesem Bereich zu rechnen?
Ein chirurgischer Eingriff ist stets die Ultima Ratio. Bereits wurden bisher rund zwei Drittel der Patientinnen und Patienten im Zentrum medikamentös behandelt. Medikamente, wie zum Beispiel Wegovy, Semaglutid oder Ozempic, helfen vielen Patienten, ihr Gewicht ohne Operation drastisch zu reduzieren. Der Erfolg ist so durchschlagend, dass diese Medikamente derzeit oft kaum lieferbar sind. Zukünftig werden beide Therapieformen – Medikamente und Chirurgie – und in manchen Fällen eine Kombination von beiden ihren Stellenwert in der Adipositasbehandlung haben.