Eine Hauptübung mit Zwischenfällen

Ein Hagelsturm und ein echter Notruf gaben der Hauptübung der Feuerwehr Untersiggenthal eine unerwartete Wendung.
Sekunden später kam der Hagel: Die Feuerwehrleute müssen die Anhängerleiter wieder einziehen. (Bild: is)

Kurz vor sieben Uhr am Freitagabend dringt Rauch aus der hinteren Scheune von «Chrüzlibuur» Alois Umbricht an der Dorfstrasse 40. Zahlreiche Erwachsene und Kinder warten aus sicherer Distanz auf das Eintreffen der Feuerwehr. Ein Bub ist sogar kostümiert gekommen – im knall­grünen Anzug des kleinen Drachens Grisu («Ich will Feuerwehrmann werden!»). Vizekommandant Fabio Orteca heisst die Anwesenden stellvertretend für den erkrankten Kommandanten Thomas Gaupp willkommen, während Übungsleiter Renato Kuhn im Feuerwehrmagazin die Mannschaft begrüsst. Dann ertönen aus der Ferne schon die ersten Sirenen.

Innert weniger Minuten ist die Feuerwehr Untersiggenthal auf dem benachbarten Gelände der Schule Untersiggenthal, und der Atemschutztrupp begibt sich ins brennende ­Gebäude. Nach wenigen Minuten wird eine verletzte Person herausgetragen. Langsam füllt sich der Platz mit Feuerwehrleuten. Ein Trupp schiebt die ­Anhängerleiter (AHL) heran – mit 22,7 Metern die längste im Magazin. Ein grosser Schlauch wird ausgelegt und vor dem Scheunentor ein Hochleistungslüfter positionoiert: «Damit können wir Hitze und Rauch aus dem Gebäude ziehen», erklärt «Moderator» Fabio Orteca, während sich der Himmel zuzieht – ein Gewitter ist angekündigt.

Kurz bevor heftiger Regen und Hagel einsetzen, ordnet Oberleutnant Orteca an, dass die AHL wieder eingezogen wird. «Sie könnte ein Blitzableiter sein. Die Sicherheit unserer Leute hat oberste Priorität.» Auch im Ernstfall? «Ja», sagt der Vizekommandant, «dann müssten wir einen anderen Weg ins Innere finden.» Das Publikum ist in die nahe Mehrzweckhalle geflüchtet, wo die Sanität demonstriert, wie eine Halskrause angelegt wird.

Tiefgarage überflutet
Nach knapp 40 Minuten wird die Übung vorzeitig beendet. Nicht nur wegen des Gewitters: Während der Hauptübung wurde ein echter Notruf abgesetzt, eine überflutete Tiefgarage in Siggenthal Station. Fabio Orteca kommandiert ein Detachement ab, um das Ereignis zu bewältigen. Es ist der 17. Einsatz der Feuerwehr Untersiggen­thal in diesem Jahr.

Insgesamt sind 2023 bisher 297 Personen ausgerückt, und es wurden 420 Einsatzstunden geleistet, wie Fabio Orteca später beim Mannschaftsessen im ABB-Personalrestaurant Aubrücke in Ennetturgi erzählt. Speziell erwähnt er einen Balkonbrand im eigenen Dorf sowie zwei Nachbarschaftshilfseinsätze in Obersiggenthal, einer davon beim Brand im Holzwerkraum des Osos im Mai. Zwar musste dieses Jahr keine Katze gerettet werden, dafür wurde ein Handy sichergestellt, das aus dem Fenster in eine Dachrinne gefallen war.

Gutes Zeugnis für Mannschaft
Der Mannschaft wird für ihren Einsatz bei der diesjährigen Hauptübung ein sehr gutes Zeugnis ausgestellt. Maschinisten, Atemschutz, Verkehrsgruppe, Sanität, Elektriker – Sie alle haben ihre Aufgaben gut gelöst. Ins­ge­samt hat die Feuerwehr Unter­­sig­gen­thal rund 100 Mitglieder. Beim letzten Rekrutierungsanlass konnten zwölf neue Mitglieder gewonnen werden, hingegen waren fünfzehn Austritte zu verzeichnen, von denen am Freitag jedoch keiner anwesend ist.

Hingegen stehen einige Beförderungen auf dem Programm: Sdt Nadine Mürner wird zur Gefreiten befördert, Wm Sophie Schwarz, Gfr Chantal Hitz und Sdt Stéphanie Basu werden zu Gruppenführern ernannt. Bei den Offizieren werden dieses Jahr keine Beförderungen vorgenommen. Einen Chargenwechsel gibt es bei den Fahrern: Lt Massimo Patrizio ist neu Chef Fahrer; er tauscht die Rolle mit seinem bisherigen Vorgesetzten Oblt Christian Aberle.

Bevor das Dessert gegen Mitternacht serviert wird, bedankt sich Vizekommandant Fabio Orteca bei allen Angehörigen der Feuerwehr Untersiggenthal für ihren grossen Einsatz: «Ohne euch würde es nicht gehen!»