Trommelwirbel für Sickinga-Hallen

Darauf freut sich Gemeindeammann Adrian Hitz seit ­Monaten: Am Wochenende werden Sickinga-Festsaal und Dreifachturnhalle eröffnet.
Mit dem neuen Zentrum wird die Lücke zwischen Ober- und Untersiggingen geschlossen. (Bild: zVg | Hanspeter Kühni)

Die Vorbereitungen auf das grosse ­Eröffnungswochenende liefen in den vergangenen Tagen auf Hochtouren. Die ersten von rund 100 Bäumen wurden gepflanzt und Festhütten für die Vereine aufgestellt. Lichterketten sind zwischen dem Gemeindehaus und der Sickinga-Festhalle gespannt. Die Festhalle und die neue Dreifachturnhalle schliessen gemeinsam mit der Überbauung Mardel, die noch im Bau ist, eine Lücke und bilden das neue Zentrum der Gemeinde Untersiggenthal. Mit dem neuen Zentrum sollen die Ortsteile Ober- und Untersiggingen definitiv zusammenwachsen. Im Interview erklärt Gemeindeammann Adrian Hitz, warum das «Zentrum» für die Gemeinde ein Jahrhundertprojekt ist und wie es gelungen ist, dieses zu finanzieren.

So präsentierte sich die Zentrumsheuwiese im Juli 1966. Das Gemeindehaus wurde erst 1972 erbaut. (Bild: zVg)

Adrian Hitz, Sie haben Ihre Vorfreude nie versteckt. Wie fühlen Sie sich nun so kurz vor dem «grossen Moment»?
Es ist wirklich ein einmaliges Glück, dass eine Gemeinde so ein Projekt realisieren kann, über das Jahrzehnte lang mehr oder weniger dis­kutiert wurde. Dass wir in Untersiggenthal überhaupt mitten im Dorf Platz haben, um so etwas zu realisieren, ist ebenfalls ein grosses Glück. Das gibt es wohl in kaum einer anderen Gemeinde. Diese Baulandreserven wurden in den 1960er-Jahren geschaffen, um für das damals prognostizierte Wachstum der Bevölkerung auf über 23 000 Einwohner gewappnet zu sein. 

Die Eröffnung findet am ersten Ferienwochenende statt, gleichzeitig mit dem Winzerfest in Döttingen. Erwarten Sie trotzdem viele Leute in Untersiggenthal?
Wir wissen schlicht nicht, wie viele kommen werden. Ein anderes Datum war aber nicht möglich, da wir die zwei Wochen für die Mängelbehebung und die Endreinigung brauchen. Nach den Herbstferien findet hier der Turnunterricht für die Schülerinnen und Schüler statt.

Vorfreude auf das Fest: Adrian Hitz vor dem «Jahrhundertbauwerk». (Bild: is)

Von Ihrem Büro im Gemeindehaus konnten Sie den Baufortschritt beobachten. Was hat Sie besonders beeindruckt?
Der Platz vor dem Gebäude bekam immer mehr Dorfplatzcharakter mit den Bäumen, dem Brunnen und der Pergola. Er wird verkehrsfrei sein, und ich bin überzeugt, dass er sich zu einem Treffpunkt entwickeln wird. Ich sehe jetzt schon den schönen, grossen Christbaum vor mir, der im Dezember auf dem Platz leuchten wird. Auch die 1.-August-Feier kann künftig hier durchgeführt werden. Vereine und Gewerbe haben nun endlich genug Platz. Sport und andere ­Anlässe können künftig gleichzeitig stattfinden – der Sickinga-Festsaal und die Turnhallen sind akustisch durch einen rund acht Meter dicken Betonkern getrennt. Das ganze Konzept mit dem rückversetzten Gebäude an der viel befahrenen Kantonsstrasse, das die Umgebung aufnimmt und verbindet, hat uns damals am meisten überzeugt. Auch die Materialisierung und das Farbkonzept faszinieren mich nach wie vor – sie sind hohe Kunst der Archi­tektur bei einem Gebäude in dieser Grösse.

Vom Architekturbüro des Siegerprojekts, NYX Architectes, hat sich die Gemeinde allerdings auf halber Strecke getrennt. Warum?
Die fachliche Zusammenarbeit im gesamten Planerteam war nicht mehr sichergestellt. Gemeindeschreiber Stephan Abegg und ich übernahmen die Koordination, und der Badener Architekt Daniel Zehnder stand uns als Bauherrenberater zur Seite. Es war eine sehr anstrengende Zeit, aber es hat sich definitiv gelohnt.

Hatten Sie keine schlaflosen Nächte?
Die gab es schon, aber das waren Einzelhürden – wir haben nie schwere Fehler gemacht. Zeitweise kamen Unternehmen mit Millionenforderungen auf uns zu, und wir mussten hart verhandeln. Wir haben aber immer eine Lösung gefunden. Derzeit beschäftigen uns noch die Plattenbeläge in den Duschen und Umkleiden, die nicht ganz zu unserer Zufriedenheit aussehen. Wir haben ein Fachgutachten in Auftrag gegeben. Die Freude überwiegt jedoch bei Weitem.

Untersiggenthal hat in den letzten Jahren kräftig investiert: zwischen 37 und 38 Millionen Franken für die neuen Hallen, gleichzeitig rund 13 Millionen für die Sanierung aller vier Schulhäuser. Wie geht das, ohne die Steuern zu erhöhen?
Es kommen schon dann und wann giftige Kommentare …

Was entgegnen Sie dann?
Wir haben das Geld, und der Steuerfuss bleibt bei 105 Prozent. Aber so etwas ist nur möglich, wenn man über Jahre einen sehr guten, stabilen Finanzplan hat und strategisch vorgeht. Es war sehr harte Arbeit, Investoren zu finden und sie vom System des Baurechts zu überzeugen. Viele wollten das Land nur kaufen. Die Überbauung Mardel mit 74 Wohnungen sowie Migros, Coop und Apotheke wird im kommenden Jahr fertiggestellt. Ab Herbst 2024 werden wir von der Bauherrin, der Pensionskasse Asga, dafür jährlich 400 000 Franken Baurechtszins erhalten. Für eine weitere Überbauung mit 150 Wohnungen im Bungert kommen ab etwa 2027 nach Fertigstellung und Einzug nochmals rund 600 000 Franken Baurechtszins pro Jahr dazu. Das macht eine Million pro Jahr, indexiert, über einen Zeitraum von 100 Jahren.

Bis dahin ist aber ein Aufwandüberschuss programmiert.
Stimmt, aber wir haben zum Glück die Ertragsüberschüsse seit der Bewilligung des Projekts durch den Souverän im Jahr 2019 in einen Fonds fürs Zentrum geäufnet und so etwa 17,5 Millionen Franken angespart. Zusätzlich haben die Ortsbürger 5 Millionen beigesteuert. Und sie haben eine Photovoltaikanlage auf dem Hallendach realisiert. Der Strom wird für den Betrieb der Hallen sowie des Gemeindehauses, später auch der Schulhäuser eingesetzt.

Samstag, 30. September, 10 bis 4 Uhr
Sonntag, 1. Oktober, 9 bis 18 Uhr
Kornfeldweg, Untersiggenthal