Mehr Spielraum bei den Gehältern

Die Gemeinde will für den Arbeitsmarkt gerüstet sein: Das Stimmvolk genehmigte Personalreglement, Stellen­aufstockung und Budget.
Die Gemeindeverwaltung verfügt ab 2024 über einen Stellenplafond von 3700 Prozent oder 37 Vollzeitstellen. (Bild: is)

Beim gegenwärtigen Fachkräftemangel, unter dem zahlreiche Gemeindeverwaltungen in der Region leiden, möchte die Gemeinde Würenlingen eine attraktive, fortschrittliche und soziale Arbeitgeberin sein. Um qualifiziertes und motiviertes Personal zu gewinnen und langfristig halten zu können, hatte sie das Personalreglement von 2006 überarbeitet und der Sommer-«Gmeind» 2022 vorgelegt – die es jedoch zurückwies. Nach einer erneuten Überarbeitung wurde die neue Version nun am 16. November der Stimmbevölkerung ein zweites Mal zur Genehmigung präsentiert.

Die wesentlichsten Änderungen betreffen längere Kündigungsfristen sowie eine Anpassung der Besoldungsbänder: Die Lohnbänder der unteren Segmente wurden vergrössert und die oberen verkleinert. Neu resultiert eine fast lineare Kurve ohne nennenswerte Progression in den höheren Besoldungsstufen. Auf automatische Leistungsprämien wird verzichtet. Gemeindeammann Patrick Zimmermann hielt jedoch klar fest: «Mit Ihrem Ja zum neuen Reglement wird sich kein einziger Lohn erhöhen. Es geht lediglich darum, Spielraum zu haben.»

Ein Votant – derselbe, der im Juni 2022 erfolgreich einen Antrag auf Rückweisung gestellt hatte – zeigte sich dennoch nicht zufrieden mit der aktualisierten Lösung.

30 Personen im Ausstand
In einem neuerlichen Antrag verlangte er, alle Lohnbänder im Mittel generell um drei Prozent zu erhöhen. Aufgrund der Ausstandspflicht mussten für die Abstimmung sämtliche anwesenden Verwaltungsangestellten und ihre direkten Angehörigen, total 30 Personen, die Halle verlassen. Der Antrag des Votanten wurde mit grosser Mehrheit (bei 18 Ja-Stimmen) abgelehnt, derjenige des Gemeinderats bei 11 Nein klar angenommen.

Um Personelles drehte sich auch das folgende Traktandum, bei dem die Exekutive eine Erhöhung des Personal- und Stellenplafonds um 600 auf insgesamt 3700 Prozent beantragte. In den letzten vier Jahren hätten die Aufgaben und das Arbeitsvolumen vor allem in den Bereichen Schule, Technische Werke und Finanzen noch einmal zugenommen, führte Patrick Zimmermann aus. So führe etwa die Bevölkerungszunahme in einzelnen Abteilungen zu spürbaren Mehrbelastungen, und um Transparenz zu schaffen, werden neu auch Ressourcen innerhalb des Plafonds geführt, welche vorher nicht darin enthalten waren.

Weiter wurde die ehemalige Asylkommission aufgelöst und in einen professionellen Betrieb mit angestellten Personen überführt. Im Hinblick auf das anhaltende Wachstum der Gemeinde – in diesem Jahr stieg die Bevölkerungszahl wieder um acht Prozent – sowie in Anbetracht der zukünftigen Herausforderungen solle der Stellenplafond entsprechend aktualisiert werden. Diesen Antrag genehmigten die 143 (von total 3031) Stimmberechtigten mit grossem Mehr bei 4 Nein.

Im Budget 2024 ist ein Aufwandüberschuss von 1 858 400 Millionen Franken bei gleichbleibendem Steuerfuss von 100 Prozent enthalten. Man habe bewusst konservativ budgetiert und verzichte auf dringende sowie finanziell nicht tragbare Investitionen, bemerkte Patrick Zimmermann. Allerdings wird eine Erhöhung um vier Prozentpunkte im kommenden Jahr im Rahmen des Budgetprozesses für 2025 thematisiert. «Wir müssen das intensiv prüfen», kündigte der Gemeindeammann an.

Dem EW eine Chance geben
Ein Votant stellte dabei noch einen Antrag zum Thema Elektrizitätswerk Würenlingen. Mit dem Hinweis, dass viele Nachbargemeinden kein eigenes Elektrizitätswerk mehr betreiben und die Würenlinger dieses Jahr viel höhere Strompreise zahlten, verlangte er, dass das Budget um 30 000 Franken erhöht werde, um ein kompetentes Beratungsbüro Lösungen erarbeiten zu lassen. Dieses soll zwei bis drei Vorschläge vorlegen.

Zimmermann berichtete, der Gemeinderat habe die Situation mit einer externen Firma analysiert, und nach Abwägung aller Vor- und Nachteile sei man zum Schuss gekommen, dass man die Elektrizität nicht aus der Hand geben wolle. «Langfristig haben wir so die Kontrolle, und unser Werk hat keine finanzielle Not, wir haben viel Geld in der Kasse», so der Ammann.

Eine Chance für das EW
Man habe in den letzten zwei Jahren zwar tatsächlich höhere Gebühren bezahlt, weil das Beschaffungsmodell aufgrund der Preisentwicklung am Energiemarkt wegen der Strommangellage für einmal nicht aufgegangen sei. «Über die ganzen zehn Jahre ge­sehen, fahren wir im regionalen Vergleich deutlich günstiger.» Vizeammann und Ressortleiter Roland Meier bekräftigte, man habe viel aufgebaut und sei auf dem richtigen Weg: «Geben Sie dem Werk eine Chance!» Der Antrag wurde mit grossem Mehr bei 3 Ja-Stimmen ab­gelehnt und anschliessend das Budget 2024 genehmigt.

Angenommen wurden ausserdem mehrere Kreditabrechnungen, darunter eine Überschreitung von 132 099.75 Franken für die Planung der High-Tech-Zone Würenlingen (bevorstehende Teilzonenplanänderung), welche durch veränderte Rahmenbedingungen zum Stillstand gekommen war. Nun könne es bei der Siedlungsentwicklung High-Tech-Zone endlich weitergehen, kündigte Zimmermann an: Am 4. März 2024 findet eine Orientierungsversammlung, am 27. März eine ausserordentliche Gemeindeversammlung zu diesem Thema statt.