Abschied und Aufbruch

Die voraussichtlich letzte direktdemokratische Versammlung wurde kräftig gefeiert. Ab Januar wird in Baden über Turgi verhandelt.
Regierungsrat Dieter Egli erweist Turgi zum Abschied die Ehre. (Bild: sim)

Letzten Donnerstag trafen sich 209 der 1562 stimmberechtigten Turgemerinnen und Turgemer sowie zahlreiche Gäste – darunter Vertretende der Nachbargemeinden und ein Grossteil des Badener Stadtrats – zur letzten Gemeindeversammlung Turgis in der Mehrzweckhalle der Bezirksschule. In Anbetracht der besonderen Situation wurde das Protokoll der letzten Versammlung nicht wie üblich routinemässig genehmigt. Vielmehr nutzte Gemeindeammann Adrian Schoop die Gelegenheit für einen kurzen Rückblick auf fast 140 Jahre als eigenständige Gemeinde. Von der Anschaffung des ersten Telefons für die Gemeindeverwaltung 1917 über den Wechsel auf Schreibmaschinen geschriebene Versammlungsprotokolle 1939 bis zu zahllosen Bauprojekten und Anpassungen an den Wandel der Zeit hat sich Turgi in dieser Periode vollständig verändert. Ab 1. Januar wird die Geschichte Turgis nun nicht mehr als eigene Gemeinde, sondern als Teil der Stadt Baden geschrieben werden. «Man spürt immer mehr, dass hier in Turgi eine Ära zu Ende geht», fand Adrian Schoop.

Letzte Sachgeschäfte
Die eigentliche Gemeindeversammlung gab an diesem Abend wenig zu reden. Das Protokoll vom 15. Juni wurde genehmigt. Genauso die Kreditabrechnung für die Sanierung des Regenbeckens der SBB-Brücke, trotz erheblicher Kreditüberschreitung um 58 887 Franken. Das lag nicht zuletzt an den Ausführungen der zuständigen Gemeinderätin Lucia Vettori: «Normalerweise plant man mit einer Marge von 10 Prozent für Unvorhergesehenes. In diesem Fall traf aber so ziemlich alles Unvorhergesehene ein, was man sich vorstellen kann.» Wesentliche unerwartete Projektänderungen hätten dazu geführt, dass mehr Leistungen als geplant hätten erbracht werden müssen.

Der Kredit für die Sanierung der Neumättlistrasse war hingegen um 11 447 Franken unterschritten worden und wurde deshalb ohne grosse Erklärung genehmigt. Nach etwas über einer Stunde beendete Adrian Schoop, der Turgi in den letzten zwölf Jahren als Gemeindeammann diente, die Versammlung zum letzten Mal.

Danksagungen
Der feierliche Teil des Abends begann mit einer Reihe von Danksagungen. Den Anfang machte Adrian Schoop, der sich im Namen des Gemeinderats für die konstruktive Zusammenarbeit bedankte und verabschiedete. Robert Landis, Präsident der sich auflösenden Bürgerlichen Vereinigung Turgi (BVT), danke hingegen den Gemeinderatsmitgliedern für ihre Arbeit. Ebenso der Dorfverein 5300 Turgi, der sich im Gegensatz zur BVT aber nicht auflösen, sondern dafür einsetzen wird, dass Turgi als Badener Stadtteil weiterhin lebendig und aktiv ist.

Danach überbrachte Regierungsrat Dieter Egli seine besten Wünsche zum Abschied, und Badens Stadtammann Markus Schneider hiess die Turgemerinnen und Turgemer schon einmal in Baden willkommen. Der letzte Gastauftritt fiel dem Wortkünstler Simon Libsig zu, der in einer kurzen Hommage unter Betonung von Turgis Sehenswürdigkeiten den beiden «liebenden» Gemeinden alles Gute für die Zukunft wünschte. Und zum Schluss wartete eine kleine Überraschung auf die Anwesenden. Die Beiträge, welche die Turgemerinnen und Turgemer in den letzten Wochen im Gedächtnisspeicher Turgi hinterliessen, wurden in Form eines Films dem Publikum präsentiert.

Nach diesen Würdigungen wandte sich die Aufmerksamkeit dem Buffet und der Bar zu. Bis in die Morgenstunden wurde ein letztes Mal die Gemeinde Turgi und ein erstes Mal der Stadtteil Turgi gefeiert.