Das Ticket nach Paris im Visier

In der Disziplin Rollstuhl-Badminton an die Paralympischen Spiele: Ilaria Renggli und Luca Olgiati trainieren hart für die Teilnahme in Paris.
Athletin Ilaria Renggli und Athlet Luca Olgiati wollen an die Paralympics 2024. (Bild: os)

Hottwil ist ein kleines Dorf – vielleicht bald der Wohnort zweier Sieger an den Paralympics.

Ilaria Renggli und Luca Olgiati haben in ihrer Sportart bereits eine beeindruckende Karriere hingelegt. Sowohl Renggli als auch Olgiati gehören heute im Rollstuhl-Badminton zur absoluten Weltspitze. Eine Sportart, die erst seit den Paralympischen Spielen 2020 in Tokio paralympisch ist, seither allerdings einen starken Aufwärtstrend erlebt. Nun folgen zwei internationale Grossanlässe für die noch junge Sportart: die WM in Thailand und die Paralympischen Spiele 2024 in Paris. Für die Spitzensportlerin und den Spitzensportler wäre die Qualifikation für die hochkarätige sportliche Veranstaltung in Paris, die vom 28. August bis 8. September stattfindet, der Lohn für die zeitintensiven und anstrengenden Trainings der vergangenen Wochen und Monate. Zu ihrem Trainingsplan gehören nebst den sportlichen Einheiten mit Fokus auf Schlagtechnik oder Ausdauer auch Muskeltrainings, Physio und viele Video-Analysen über ihre Gegnerinnen und Gegner. Nur am Wochenende versuchen die beiden, keinen oder wenig Sport zu treiben.

Leidenschaft und Motivation
Beide setzen voll auf die Karte Sport, daneben haben sie keine Zeit, einen Job auszuführen. «Der Badmintonsport ist gleichzeitig unser Beruf», findet Olgiati. Der gelernte Geomatik-Ingenieur bereitet sich nun seit eineinhalb Jahren intensiv auf die wichtigen Turniere vor. Seit seinem Snowboardunfall vor sieben Jahren erfüllt das Rollstuhl-Badminton sein Leben. Zuvor spielte er zwar auch schon Badminton, die Umstellung und der Umgang mit der Verletzung waren aber nicht einfach. «Das Wichtigste war, dass ich nach vorn geschaut und mit dem Sport eine neue Aufgabe gefunden habe», so der Athlet. Auch Ilaria Renggli musste ihr Leben umstellen, dies nach einer Blutung im Rücken. Früher war sie leidenschaftliche Kunstturnerin, nun wurde sie zur Einzel- und Doppelspielerin im Rollstuhl-Badminton. «Die Umstellung ist gelungen, und der Teamsport gefällt mir sehr», erzählt sie und ergänzt, was sie am Rollstuhl-Badminton anspricht: «Es ist ein schneller Sport, der technisch und taktisch anstrengend ist.» Herausforderungen, die ihr wie auch Luca Olgiati liegen.

Fordern sich gegenseitig heraus: Luca Olgiati
und Ilaria Renggli. (Bilder: zVg | Sarah Ennemoser)

Grosse Konkurrenz
Seit Beginn der Saison haben Ilaria Renggli und Luca Olgiati fast zehn Turniere gespielt. Die Turnierphase ist im Rollstuhl-Badminton eine intensive Zeit: Wettkämpfe werden auf der ganzen Welt ausgetragen, die Anreise kann gut und gern zwei Tage in Anspruch nehmen.

Um den Titel wird dann eine Woche gekämpft. So kommen die Parasportlerin und der Parasportler auf elf bis zwölf Tage, die sie für die ganze Reise an einen Wettkampf und wieder nach Hause benötigen. An den Wettkämpfen und zum Sport gehören natürlich weitere Herausforderungen, vor allem die Konkurrenz.

Diverse Gegnerinnen und Gegner wollen Ilaria und Luca die Qualifikation für die Grossanlässe noch streitig machen. Einen garantierten Platz an den Paralympischen Spielen 2024 in Paris erhalten nur neun Athletinnen und Athleten jeder Kategorie. Darunter werden sechs Plätze für Doppelspielerinnen vergeben, nur deren drei gibt es für Einzelspieler und Einzelspielerinnen zu holen. «Im Moment sieht es ziemlich gut aus, dass wir uns für die Paralympics qualifizieren», sagt Ilaria Renggli strahlend. Mit «wir» meint sie sich und ihre Doppelpartnerin Cynthia Mathez, mit der sie an der letzten EM ihren bisher grössten Erfolg, den Titel im Doppel, feiern konnte und gemeinsam an der WM den dritten Rang errungen hat. Trotz dieser Erfolge und der guten Weltcup-Positionierung bleibt die 23-Jährige bodenständig und möchte nicht zu viel Gold in den Mund nehmen: «Ich möchte eine gute Leistung an der WM abrufen, die Gegnerinnen austesten und einfach mein Bestes geben.» Für Luca Olgiati, der nur Einzel spielt, ist die Qualifikation ein wenig schwieriger zu erreichen, doch durch die Teilnahme an zahlreichen Turnieren, die er bestritten und mit guten Resultaten abgeschlossen hat, ist die Qualifizierung zum Greifen nah. Die Resultate, die er bislang erzielt hat, sind überzeugend. So wurde er beispielsweise EM-Zweiter.

Mit der Teilnahme in Paris würden die nimmermüde Athletin und der kämpferische Athlet zum ersten Mal an den Paralympischen Spielen teilnehmen. Motivation für die harten Trainings finden die beiden auch dadurch, dass die Paralympics sozusagen um die Ecke stattfinden. «Der Wettkampf in Paris wäre quasi ein Heimspiel für uns. Auch unsere Familien und Freunde könnten uns an den Matches unterstützen», haben sie im Hinblick auf den Austragungsort der Spiele überlegt.

Letze Vorbereitungen
Die Trainings werden nun Woche für Woche intensiver und kompakter. «Es ist jetzt wichtig, die Lockerheit im Kopf zu haben», gibt Olgiati preis. Werden Ilaria Renggli und er weiterhin einen kühlen Kopf bewahren und sich auf neue Herausforderungen gefasst machen, sind weitere Erfolge nur noch eine Frage der Zeit. Toi, toi, toi!