Noch fehlen 200 000 Schweizer Franken

Das Ziel ist zum Greifen nah. Doch gesichert ist die Finanzierung des Neubaus noch nicht. Der Ammann ruft dazu auf, Aktien zu kaufen.
Die kleine Freienwilerin geht gern im Dorfladen einkaufen. (Bild: zvg)

«Der Dorfladen ist dem Gemeinderat ein grosses Anliegen, für das er sich zusammen mit dem Verwaltungsrat der Dorf AG mit ganzer Kraft einsetzt», begrüsst Othmar Suter die Bürgerinnen und Bürger im «Freienwil Aktuell», dem Mitteilungsblatt der Gemeinde Freienwil. «Wie Sie wissen, hat der Verwaltungsrat im Herbst 2023 das Baugesuch für einen Neubau des Ladengebäudes mit Wohnungen eingereicht», ruft er in Erinnerung und gibt zu bedenken, dass der Bau bis spätestens Ende 2025 fertiggestellt sein müsse. Bis zu diesem Zeitpunkt muss der aktuelle Laden, der seit August 2023 von Yvonne Wyss und ihrem Team betrieben wird, am bisherigen Standort weichen. Die Krux: Der Neubau ist laut Suter noch nicht ganz finanziert. Es fehlen etwas über 200 000 Franken.

In diesem Gebäude soll der Dorfladen künftig untergebracht werden. (Visualisierung: Schweizer Hauser Architekten)

Die Säulen der Finanzierung
Der Freienwiler Dorfladen hat eine bewegte Geschichte hinter sich (siehe Box). Seit 20 Jahren wird um dessen Bestehen gekämpft. Ende 2021 wurde die Dorf AG Freienwil gegründet, eine Aktiengesellschaft, welche die Finanzierung des 3,45-Millionen-Franken-Projekts sichern soll. Die Baupläne sehen nicht nur eine Ladenfläche, sondern auch vier Wohnungen im Obergeschoss vor.

Die Finanzierung baut auf diversen Stützen. Neben dem Grundstück, das der Dorf AG gehört, zählen eigene flüssige Mittel, eine Bankfinanzierung (Baukredit und Hypothek), eine Aktienbeteiligung der Raiffeisen Lägern-Baregg, Darlehen Fonds-de-Roulement (Gesuch läuft) und anderes Aktienkapital oder Darlehen seitens der Bevölkerung dazu.

Über 200 Aktionäre haben einen Anteilschein der Dorf AG gezeichnet, die inzwischen ein Eigenkapital von rund 830 000 Franken aufweist. Damit das Gebäude realisiert werden kann, sind jedoch weitere Zusagen von Privaten in Höhe von etwa 200 000 Franken nötig. «Die Dorf AG ist froh um neue Aktionärinnen und Aktionäre, aber auch um solche, die ihre bestehende Unterstützung erhöhen oder Darlehen gewähren», appelliert Suter an die Bevölkerung.

«Wir müssen den Laden retten»
Suter zeigt sich zuversichtlich, dass das Geld zusammenkommt. «Wir kämpfen weiter – wir wollen nicht zu einer Schlafgemeinde werden.» Diese Institution sei wichtig für das Dorf, weshalb man sich gemeinsam mit der Bevölkerung dafür einsetze. Und das sei ein gutes Gefühl. «Wir müssen und werden diesen Laden retten», doppelt er nach. «Sollte nicht genügend Geld zusammenkommen, müssten die Wohnungen im Stockwerkeigentum verkauft werden. Das wäre aus unserer Sicht keine gute Lösung.» Aufgeben sei keine Option, und kritische Stimmen gebe es immer.

Yvonne Wyss führt den Laden. (Bild: Archiv)

So läuft der Laden heute
Einen kleinen Laden in einem 1100-Seelen-Dorf zu betreiben, ist bestimmt kein Kinderspiel. Einerseits weil die Produkte in der Regel etwas teurer sind, andererseits ist die Konkurrenz nicht weit entfernt. «Bis jetzt sind wir mit dem Geschäftsgang zufrieden», sagt Yvonne Wyss auf Anfrage der «Rundschau». «Die Bevölkerung ist uns gut gesinnt und schätzt unser Angebot mit den vielen regionalen Produkten, das wir stetig erweitern.» Neu stehen handgefärbte Wolle von Wolldorado, die in Freienwil gefärbt wird, oder handgefertigte Seifen aus Schneisingen in den Regalen. «Wir entwickeln uns langsam zu einem Tante-Emma-Laden», sagt Wyss und lacht. Sie sei guten Mutes – auch was die Finanzierung des Neubaus betreffe.

«Wir machen mit viel Herzblut weiter», so Yvonne Wyss, die neben ihren vier Teilzeitangestellten von ihrer Familie tatkräftig unterstützt wird. Ob sie den Dorfladen im geplanten Neubau weiterführen wird, steht noch in den Sternen.