Ihnen geht die Puste nicht aus

Nach 50 Jahren feiern die Räbefoniker auch dieses Jahr wieder die fünfte Jahreszeit und organisieren im Ortsmuseum eine Sonderausstellung.
Gruppenfoto von 1996 der Guggenmusik Räbefoniker, Untersiggenthal. Die Guggenmusik feiert dieses Jahr ihr 50-jähriges Bestehen. (Bild: mpm)

Eine Guggenmusik in Untersiggenthal – das war die Vision von etwa 25 Personen, als sie 1974 den Verein der Räbefoniker gründeten. In der ersten ordentlichen Generalversammlung legte man im damaligen Restaurant Bären das Eintrittsalter auf 16 Jahre fest, der Jahresbeitrag betrug 40 Franken, und für die Ausrüstung mit Instrumenten konnte eine günstige, pragmatische Lösung gefunden werden, da die Musikgesellschaft Leuggern sich neue Instrumente gekauft hatte und die alten günstig abgab.

Stammtischidee wird Realität
«Früher war es wohl einfacher, eine Stammtischidee in die Realität umzusetzen», meint Fabian Bächli, Präsident des Vereins. «Man machte es einfach und war mit Herzblut dabei.» Herzblut, das ist heute noch zu spüren, wenn man die Räbefoniker an Anlässen spielen hört oder sie bei Proben besucht. «Wir leben und lieben die Fasnacht, das Musikmachen erfüllt uns mit Freude, und wir investieren viele Stunden in die Proben und das Austüfteln der Stücke», sagt Fabian Bächli. Auch ein Blick zurück auf die zahlreichen Auftritte, welche die Gugge im Verlauf der fünf Jahrzehnte erleben konnte, zeugt von einem freudigen, reichen Vereinsleben. Baden, Würenlingen, Spreitenbach, Sargans, Niederglatt, Flums, und in Deutschland haben die Räbefoniker aufgespielt. Heute noch gibt es Mitglieder, die auf eine jahrzehntelange Zu­gehörigkeit zu den «Räbis» zurückblicken können, sei das als Aktive oder als Ehrenmitglieder. Insbesondere in schwierigen Zeiten des Vereins waren es die Ehemaligen, die viel Unterstützung boten. «Als es dem Verein vor einigen Jahren nicht gut ging und die Mitgliederzahl auf ein absolutes Minimum geschrumpft war, haben uns die Ehemaligen und die Ehrenmitglieder gerettet, indem sie zurückgekommen sind», bestätigt Fabian Bächli.

Fabian Bächli, Präsident. (Bild: zVg)

Liederauswahl nicht einfach
Die Räbefoniker spielen verschiedene Musikstücke, deren Auswahl nicht immer einfach ist. Jedes Mitglied kann bei der eigens hierfür bestehenden Musikkommission Vorschläge einbringen. Diese wählt dann etwa drei Stücke aus. Anschliessend werden die Noten organisiert, allenfalls umgeschrieben, dann wird geprobt. So kommt ein ordentliches Repertoire zusammen.

Die bunten Gwändli entwerfen und nähen die Mitglieder selbst, wobei ein Komitee die Schnittmuster kreiert, um die Einheitlichkeit zu wahren. «Natürlich gibt es manchmal Meinungsverschiedenheiten bei den Stücken oder den Gwändli», sagt Fabian Bächli, «aber wir besprechen das immer, denn wir sind eine Gemeinschaft, die sich musikalisch, menschlich und sozial entwickeln und wachsen möchte.»

Guggen mit Mitgliederschwund
Doch trotz aller Leidenschaft und Freude an der Musik spüren die Räbefoniker, dass sich die Zeiten verändert haben. «Die Fasnachtszeit wurde früher intensiver gelebt und gefeiert», ist Bächli überzeugt. «Manche Anlässe verschwinden, viele Guggenmusiken haben Mühe, Aktive zu finden – die Leute wollen sich nicht mehr binden oder verpflichten.»

Die Räbefoniker gingen mit dem Problem Mitgliederschwund kreativ um: 2019 fusionierten sie mit der Guggenmusik Sikinga-Chlopfer. Das Männlein der Sikinga-Chlopfer wurde zusammen mit dem Schriftzug der Räbefoniker zum heutigen Logo. Seither treten die beiden Guggen zum Musizieren als eine Gruppe auf.

Die Nachwuchsproblematik ist damit allerdings nicht gelöst. Alle, die Interesse haben, können eine Probe besuchen oder einfach reinschnuppern. «Man muss nicht aus Untersiggenthal sein, um dem Verein beizutreten», sagt Bächli, «aber mit dem Beitritt ist man automatisch mit dem Dorf verbunden und wird sozusagen zu einem Untersiggenthaler.»

Verbundenheit mit dem Dorf
Die Verbundenheit mit dem Dorf bringen die Räbefoniker anlässlich ihres Jubiläums in einer Sonderausstellung des Ortsmuseums Untersiggenthal zum Ausdruck. Am 27. März werden sie an der Vernissage aufspielen und ihre Ausstellung «50 Jahre Räbefoniker» einläuten. Auch der Museumstag am 26. Mai wird von der Guggenmusik zu einem bunten und fröhlichen Anlass gestaltet. Und noch vor dem Fasnachtsumzug am kommenden Samstag laden die Räbefoniker morgen Freitag zur «Guggemania» in die neue Sickinga-Halle ein.

www.raebefoniker.ch