Als der Regierungsrat im letzten Sommer beschloss, den seit 75 Jahren bestehenden militärischen Habsburg-Rapport abzuschaffen, ersuchten ihn ein Dutzend Grossräte aus mehreren Fraktionen von links bis rechts mit einem Postulat, auf seinen Entscheid zurückzukommen. Das macht er nicht, wie er dem Parlament bekannt gibt. Dabei wiederholt er den schon im damaligen Beschluss genannten Hauptgrund: Der ursprüngliche Charakter des Militärempfangs sei überholt, die Kontaktpflege mit der Armeeführung geschehe heute auf andere Art.
75-jährige Tradition
Der Habsburg-Rapport, der militärisch-verbindlich klang, aber eigentlich ein gesellschaftlicher Anlass war, wurde vier Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg vom damaligen kantonalen Militärdirektor Ernst Bachmann eingeführt. Seither empfing der Gesamtregierungsrat jeweils zu Jahresbeginn im Rittersaal auf der Habsburg die Kommandanten und deren Stellvertreter der aargauischen Truppen aus der 5. Division und der Grenzbrigade 5 sowie der späteren Infanteriebrigade 5 und der Territorialdivision 2, aber auch die Kommandanten der Waffenplätze Aarau, Brugg und Bremgarten. Regelmässig zugegen waren zudem aktive und ehemalige Aargauer Brigadiers, Divisionäre und Korpskommandanten sowie die aktuelle Armeespitze, gelegentlich bis zu den bundesrätlichen EMD- beziehungsweise VBS-Vorstehern.
Durch die Armeereformen 1961, 1995, 2004 und 2018 habe sich die Zahl und die Struktur der militärischen Formationen stark verändert und der Kreis der Habsburg-Rapport-Gäste verkleinert, betont der Regierungsrat. So wurden die traditionsreichen West- und Ostaargauer Infanterieregimenter 23 und 24 und mit ihnen die nach ihren Rekrutierungsgebieten benannten Battaillone wie Freiämter Bataillon 46, Zofinger Bataillon 55 und Aarauer Stadtbataillon 57 sowie die Füsilierbataillone 59, 60, 102 und das Schützenbataillon 4 aufgelöst. Nur das «Wynentaler Stumpenbataillon» 56 existiert als Mechanisiertes Füsilierbataillon 56 weiter.
Andere Kontaktmöglichkeiten
Während aargauische Militärkreise die Abschaffung des Habsburg-Rapports bedauern, versichert der Regierungsrat, er wolle die regelmässigen Kontakte mit Vertretern der Armee weiterpflegen, zum Beispiel durch Treffen des Militärdirektors mit dem Chef der Armee und dem Kommandanten der Territorialdivision 2 sowie durch Truppensuche, Wehrmännerentlassungen und offizielle Verabschiedungen der Aargauer Offiziere und höheren Unteroffiziere. Er stünde auch der Einführung anderer regelmässiger Treffen unter der Organisation der Armee oder der Aargauer Offiziersgesellschaft positiv gegenüber.