Fusionsgelüste im Keim erstickt

Die Stimmberechtigten von Birrhard lehnten Abklärungen für eine Gemeindefusion mit Birr und Lupfig mit 244 Nein gegen 112 Ja klar ab.
Weiterhin gilt «Willkommen in Birrhard» und nicht in einer neuen Gemeinde «Birrfeld». (Bild: hpw)

Die Referendumsabstimmung bestätigte den ablehnenden Entscheid der Gemeindeversammlung vom 24. November 2023 – aber noch mit viel deutlicherer Mehrheit. Damals wurde der Bruttokredit von 215 000 Franken – beziehungsweise der Anteil Birrhards von 40 000 Franken – für vertiefte Abklärungen der Vor- und Nachteile eines Gemeindeszusammenschlusses von Birr, Lupfig und Birrhard mit 62 Nein gegen 39 Ja, bei einer Stimm­beteiligung von 18 Prozent, praktisch diskussionslos verworfen. Bei der jetzigen Urnenabstimmung betrug die Stimmbeteiligung hingegen hohe 61 Prozent. Das lässt keine Zweifel an der Willenskundgebung der Bevölkerungsmehrheit offen.

Meinungsverschiebungen
Es kam allerdings im Laufe des Entscheidungsprozesses zu Meinungsverschiebungen. Anfänglich waren die fünf Gemeinden Birr, Birrhard, Habsburg, Lupfig und Mülligen in die Fusionsoption involviert. Habsburg winkte aber rasch ab, und Mülligen stieg nach fortgeschrittenen Verhandlungen aus.

Bei einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage vor drei Jahren begrüssten in Birrhard indessen noch 61 Prozent der Teilnehmenden grundsätzlich den Gemeindezusammenschluss. Darauf wurden detaillierte Abklärungen über die Fusionsauswirkungen aufgegleist. Die Gemeindeversammlungen von Birr und Lupfig stimmten diesen Ermittlungen im letzten Herbst zu und bewilligten die dafür benötigten Mittel, Birrhard sagte hingegen ein erstes Mal Nein.

Wehret den Anfängen …
Doch ein zehnköpfiges Komitee fand, es könne nicht sein, dass die von weniger als einem Fünftel der Stimm­berechtigten besuchte Gemeinde­versammlung stillschweigend und abschliessend, ohne vertiefte Abklärungen, den wichtigsten Entscheid über Birrhards Zukunft getroffen habe. 199 Stimmberechtigte unterstützten das Referendum – eine beachtliche Zahl –, aber von ihnen liessen sich schliesslich längst nicht alle für das zentrale Anliegen der Urnenabstimmung, nämlich einen umfassenden Faktencheck, überzeugen. Das Referendumskomitee versuchte zwar klarzumachen, dass es noch nicht um den endgültigen Fusionsentscheid gehe, doch die Gegner hielten sich an die Devise «Wehret den Anfängen». Sie wollten Fusionsgelüste schon im Keim ersticken. Das zeigte die Abstimmungskampagne. Sie verlief an der Oberfläche erstaunlich ruhig, ja emotionslos. Aber im Hintergrund wurde eifrig geweibelt und gefochten – was Beobachter allerdings für nichts Neues in Birrhard halten. An einem öffentlichen runden Tisch kam es nicht zur ernsthaften Auseinandersetzung mit den vom Referendumskomitee klar vertretenden Ja-Argumenten, sondern nur zu wenigen, in Watte verpackten kritischen Fragen. Wie geht es weiter mit den Gemeindefusionsplänen im Eigenamt? Die Realität lautet: Aus fünf mach zwei. Im angestossenen Prozess verbleiben nur noch Birr und Lupfig. Sie führen die Abklärungen über Vor- und Nachteile eines Zusammenschlusses weiter, das haben sie bereits im Hinblick auf einen mög­lichen Ausstieg von Birrhard beschlossen.

Geografisch sind die zwei Gemeinden so eng zusammengewachsen, dass man schon heute von einer einzigen Ortschaft ausgehen könnte. In der Mentalität bestehen allerdings Unterschiede. Es wird sich weisen, ob es dereinst zur Verlobung und später zur Gemeindeheirat kommt.