Feuerfeste und federleichte Backsteine

Die Maturaarbeit von Mario Mayr und Yanik Lutziger hat es in die diesjährige Endausscheidung von «Schweizer Jugend forscht» geschafft.
Mario Mayr und Yanik Lutziger präsentieren zwei ihrer Mycobricks. (Bild: sim)

Die meisten Maturandinnen und Maturanden sind froh, nach der Abgabe ihrer Maturaarbeit einen Teil der Reifeprüfung hinter sich zu haben. Für den Birmenstorfer Yanik Lutziger und den Ehrendinger Mario Mayr ging die Aufregung damit aber erst richtig los.

Als sich die erste Idee der beiden Schüler, eine Arbeit zum Thema Neuroplastizität zu schreiben, als nicht geeignet erwies, stiessen sie auf der Suche nach einem Thema auf Versuche von Menschen aus aller Welt, die sich mithilfe von Pilzen um die Entwicklung von Baustoffen bemühen. So machten sich Mario Mayr und Yanik Lutziger ebenfalls daran, aus Holz und Pilzen Baustoffe zu entwickeln. Weil sie damit Erfolg hatten, wurde ihnen nach Abgabe ihrer Ar­beit nahegelegt, sich damit bei «Schweizer Jugend forscht» zu bewerben. Prompt wurde sie aufgenommen und an der Selektionierung in Bern für die schweizweite Finalrunde vom 25. bis 27. April in Freiburg auserkoren.

Geduldiges Ausprobieren
Für ihr Projekt testeten die beiden Kantischüler vier holzabbauende Pilze jeweils auf Buche und Fichte. Zuerst züchteten sie das Myzel auf Nähragarplatten und anschliessend mithilfe von Roggenkörnern. Sobald das Myzel ausreichend gross war, wurde ein Teil des durchwachsenen Roggens mit feuchtem, sterilem Sägemehl vermischt und über mehrere Wochen hinweg inkubiert, bis das Sägemehl komplett vom Pilz durchwachsen war.

Eigentlich wollten die Maturanden mehrere der so gewachsenen Strukturen zu festen Blöcken pressen, was aber nicht funktionierte. Die gepressten Klötze verbanden sich – anders als erwartet – nicht zu festen Strukturen. Es sah so aus, als würden die Wochen der Vorbereitung zu keinem Ergebnis führen. «Als das Pressen nicht geklappt hat, wussten wir erst nicht weiter», erinnert sich Mario Mayr. «Dann haben wir einfach alles ausprobiert, was uns eingefallen ist.» Bald schon merkten die beiden Tüftler, dass sich ihre Baublöcke durch Trocknen im Backofen verbinden liessen. «Wenn ich bei dieser Arbeit eines gelernt habe, ist es, dass man nicht aufgeben soll, wenn etwas nicht auf Anhieb klappt», meint Mayr rückblickend.

Langer Weg zum Produkt
Auf diese Weise verarbeiteten Yanik Lutziger und Mario Mayr rund 25 Kilogramm Sägemehl und unterzogen die verschiedenen Kombinationen von Holz und Pilz einer Reihe von Tests. Um die Stabilität ihrer Mycobricks zu ermitteln, wurden die Steine in der Mitte mit Gewichten behängt. Die stabilste getestete Kombination von Holz und Pilz brach erst nach einer mittleren Belastung von 45 Kilogramm. Kein schlechter Wert, aber nicht genug für grosse tragende Strukturen wie Hauswände. «Das Material ist noch nicht optimal», ist sich Mario Mayr bewusst.

In puncto Stabilität können die Mycobricks aus Wettingen also nicht mit herkömmlichen Spanplatten mithalten. In einem anderen Punkt sind sie diesen aber bereits überlegen: Der Glühpunkt der getesteten Spanplatten lag im Schnitt bei 305 °C, während die Mycobricks erst bei einer Temperatur von über 374 °C zu glühen begannen. Die beiden Maturanden der Kantonsschule Wettingen haben mit ihrer Arbeit also das Baugewerbe noch nicht revolutioniert. Aber sie haben einen Beitrag dazu geleistet, dass andere das eines Tages vielleicht schaffen werden. Bis anhin zumindest haben Yanik Lutziger und Mario Mayr keine Pläne, das Projekt Mycobricks weiterzuverfolgen. «Ich würde das Projekt gern privat weiter vorantreiben», sagt Yanik Lutziger. «Momentan fehlt uns aber leider schlicht die Zeit dafür.»

Bis sie ihr Projekt in Freiburg vorstellen können, muss dieses ohnehin erst noch einmal überarbeitet werden, um bei der Zertifizierung der Finalprojekte von Schweizer Jugend forscht vorn dabei zu sein.