Museen entdecken mit TIM

Lust auf Kunst, Kultur und neue Begegnungen? Das ­Projekt TIM bringt seit 2020 Menschen im Museum zusammen. Zu zweit macht ein Museumsbesuch mehr Spass.
Katja Stücheli (Präsidentin Ortsmuseum Untersiggenthal) und Beatrix Motsch – beide sind Fan von «TIM». (Bild: isp)

«Tandem im Museum», kurz TIM, ist eine Projektidee, bei der Museumsbegeisterte andere Menschen zum Museumsbesuch einladen. Insbesondere kontaktarmen Menschen aus sozial schwachen Verhältnissen eröffnet TIM einen niederschwelligen Zugang zu Kultur und Kunst. TIM bringt also Menschen zusammen, die sich auf eine neue Art kennenlernen möchten. Das können Menschen aus verschiedenen Generationen, unterschiedlichen Kulturkreisen oder Lebenswelten sein.

Wie das geht? Bei TIM treffen sich zwei Menschen, die sich vorher eventuell noch nicht gekannt haben, und lernen sich über die Begegnung mit einem Objekt oder einem Werk im Museum kennen. «Es geht nicht darum, Wissen zu vermitteln, sondern einen persönlichen Zugang zu den Objekten im Museum zu finden und so mögliche Schwellenängste vor einem Museumsbesuch abzubauen», sagt Franziska Dürr, Geschäftsführung Kuverum, Projektleitung «TIM – Tandem im Museum». TIM lebt von vielen Freiwilligen, die sich kulturell und sozial engagieren. Sie sind bereit, mindestens viermal im Jahr mit jemandem ins Museum zu gehen. Die Besuche in einem der 120 TIM-Museen sind für die Tandems gratis – die Begegnungen dafür unbezahlbar.

Selbst aktiv und kreativ werden
Wenn man schon im Museum ist, wieso nicht gleich selbst kreativ werden? Die Idee ist: Das Tandem wählt im Museum ein Objekt aus und erfindet dazu eine Geschichte oder schreibt die Gedanken dazu auf. Diese werden samt Foto und Doppelselfie auf der Website mi-s.ch veröffentlicht. Bea­trix Motsch (52) ist als aktive TIMerin erst seit Kurzem unterwegs. «Als Künstlerin inspirieren mich Museumsbesuche immer sehr.» Deshalb besuche sie regelmässig Museen unterschiedlichster Art im In- und Ausland. «Bereits als Kind haben mich meine Eltern in Museen mitgenommen, und TIM gibt mir die Möglichkeit, andere Menschen dafür zu begeistern und jemanden ins Museum mitzunehmen, der bis jetzt keinen Zugang dazu hatte.» TIM habe sie ein erstes Mal mit einer Freundin im Kunstmuseum Bern bei der Ausstellung von Markus Raetz ausprobiert. Inzwischen sei sie mit ihrem Sohn in der Multimediashow über Picasso in der Maag-Halle, Zürich, gewesen und habe bei einem TIM-Kick-off im Stadtmuseum Aarau mitgemacht.

«Die Aufgabe im Kopf, sich gemeinsam auf ein Kunstwerk zu einigen, davon ein Foto zu machen und eine Geschichte oder einen Kommentar darüber zu schreiben, macht den Museumsbesuch für mich noch lebendiger.» Sie wende sich zusätzlich einem auserwählten Werk zu und beschäftige sich intensiver damit. Es gehe darum, herauszufinden, welche Emotionen, Gedanken oder Assoziationen das Werk in einem auslöse, und das sprachlich wiedergeben zu können. «Andere Menschen durch die Veröffentlichung der Gedanken auf der TIM-Website an diesen teilhaben zu lassen, eröffnet neue Wege für den Austausch in Kunst und Kultur», ist sich die engagierte Künstlerin sicher.

Siggenthaler Museum lädt ein
Am Projekt angeschlossen ist das Ortsmuseum Untersiggenthal. Bestens mit dem Projekt bekannt ist dessen Präsidentin Katja Stücheli. «Ich habe während meiner Ausbildung bei Kuverum zur Kunst- und Kulturvermittlerin das Format TIM und das Vorgängerformat GIM, Generationen im Museum, kennenlernen dürfen», erklärt sie. Ihr gefalle die Idee, auf kreative, unkomplizierte Art ein Museum zu entdecken. Ganz besonders gefällt ihr, dass sich die beiden TIM-Personen während der Erfindung einer Geschichte auf Augenhöhe begegnen können. «Das klassische Bild einer Führung – jemand erklärt und alle anderen hören zu – wird aufgeweicht. Mit TIM können deshalb Hemmschwellen abgebaut werden.» Weil das Ortsmuseum nur jeden ersten Sonntag im Monat (10 bis 12 Uhr) und neu jeden letzten Mittwoch (17 bis 19 Uhr) geöffnet habe, seien solche spontanen TIM-Begegnungen eher schwierig. Stücheli plant jedoch in nächster Zeit, einen TIM-Anlass anzukündigen und ausserhalb der regulären Öffnungszeiten durchzuführen.

Neues TIM-Museum in Brugg 
Auch das Zimmermannhaus (Kunst und Musik) in Brugg beteiligt sich am Programm: «Sich im Museum begegnen zu können, ist einer unserer Schwerpunkte. Wir setzen bei vielen Projekten darauf, dass Begegnung und Austausch stattfinden», fügt Maria Bänziger, Co-Leiterin, an.

Der Ausstellungsraum als sozialer Ort gefalle allen Beteiligten gut. «Somit kam uns das Angebot TIM sehr gelegen. Wir sind frisch dabei und freuen uns über die zukünftigen Treffen verschiedener Menschen im Zimmermannhaus», so Bänziger.

Vor drei Jahren wurde das Projekt gestartet, heute vereinigt TIM über 120 Museen und 340 freiwillige Helferinnen und Helfer in der ganzen Schweiz. Bis anhin wurden mehr als 4500 Geschichten in den Museen erfunden und online publiziert. Ziel ist es, in den kommenden Jahren das Netzwerk auszubauen. Bis 2026 sollen 500 TIMerinnen und TIMer in der ganzen Schweiz unterwegs sein.

tim-tam.ch