Gefiederte und langohrige Frühlingsboten

Die Rückkehr der Zugvögel, wie der Schwalben, gilt als Frühlingsbeginn. Die Brutsaison steht bevor, ebenso die Paarungszeit der Hasen.
Ein Feldhase kann drei Meter weit und zwei Meter hoch springen. (Bild: bhe)

Der diesjährige Februar bescherte unserer Region oft frühlingshafte Temperaturen und verwöhnte uns mit viel Sonnenschein. Die Natur reagierte, indem viele Frühblüher ihre Blüten vorzeitig öffneten und ungewöhnlich früh wieder verblühten. Auch einige vorzeitige Rückkehrer unter den Zugvögeln machten sich bemerkbar, wie zum Beispiel Singdrossel und Hausrotschwanz. Die Spechte trommelten ebenfalls zeitig in den Wäldern. Der März dämpfte den Vormarsch des Frühlings etwas durch längere Regenperioden, viel Nebel und tiefere Temperaturen.

Die Balz der Stare ist eine Kombination aus Gesang, Klang­imitationen und Körpersprache.

Die ersten Rückkehrer: Die Stare
Durch ihre grosse Zahl fallen die Stare auf. Sie überwintern vor allem im Mittelmeerraum. Bekannt sind die grossen Starenschwärme in der Gegend um Rom. In riesigen «Vogelwolken» fliegen sie über der Ewigen Stadt und zeigen dabei magische Bilder, die wie ein einziger, bewegter Organismus wirken. Die Nacht verbringen sie massenweise im Schutz der Stadt – wenig zur Freude der Autobesitzer, die nachts unter den Bäumen parkieren und ihr Auto morgens mit «neuer Farbe» getüncht vorfinden. Stare verbringen eigentlich nur verlängerte Festtage von Anfang Dezember bis Ende Januar im Süden, allerdings gibt es von Jahr zu Jahr mehr Vögel, die den ganzen Winter bei uns bleiben. Die Stare kehrten schon Anfang Februar in unsere Region zurück. Zwei Wochen später waren die Männchen bereits auf Brautschau. Dabei singen sie aus voller Kehle, sträuben ihr Kehlgefieder und rudern mit den Flügeln. Der Gesang der Stare ist äusserst vielseitig – sie imitieren andere Vögel und Klänge. Ertönt beispielsweise der flötende Revierruf des Pirols im März, ist es mit Sicherheit ein Star, da der Pirol sehr viel später aus Afrika zurückkehrt. Sogar das Zuschlagen einer Autotür oder Handytöne kann der Star nachahmen. Seiner «Herzdame»

Rauchschwalben auf einem blühenden Kirschbaum – für viele ein symbolhaftes Frühlingsbild.

Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer
Die Schwalben gelten als die eigen­tlichen Frühlingsboten. Wenn die Rauchschwalben ab Mitte März aus dem Süden einfliegen, beginnt die wärmere Jahreszeit. Sehr frühe Rückkehrer bezahlen ihre Ungeduld bei einem unerwarteten Wintereinbruch oft mit dem Leben. Daraus leitet sich das bekannte Sprichwort ab. Zu den Zugzeiten kann es vor allem an Gewässern – beispielsweise am Klingnauer Stausee – zu richtigen Massenansammlungen kommen. Denn nicht nur «unsere» Schwalben fliegen ein, sondern auch viele, die noch weiter in den Norden ziehen. Nach den Rauchschwalben kommen ab etwa Anfang April die Mehl- und Uferschwalben aus den Winterferien zurück. Zuletzt folgen ihnen ab Ende April die Mauersegler. Paarbildung und Nestbau dauern bei den Schwalben und Seglern nur kurze Zeit, danach beginnt das eigentliche Brutgeschäft. Wenn sie in grosser Zahl Fluginsekten als Futter für die Jungmannschaft sammeln, nehmen sie einen Sommer lang die Dominanz im Luftraum über unseren Städten und Dörfern sowie dem Kulturland ein.

Temperamentvolle Paarungsspiele
In der Osterzeit sind nicht nur viele Osterhasen unterwegs. Die Paarungszeit der Feldhasen erreicht jetzt im Frühling ihren Höhepunkt. Während Feldhasen normalerweise dämmerungs- und nachtaktiv sind, treffen sie sich in dieser Zeit auch tagsüber in Gruppen von mehreren Männchen und Weibchen zu ihren temperamentvollen Paarungsspielen.

Die Männchen rasen in wilden Verfolgungsjagden über die Felder und kämpfen um empfängnisbereite Weibchen. Zwischendurch boxen sie, das heisst, sie schlagen auf den Hinterläufen stehend mit den Vorderpfoten aufeinander ein. Neuere Untersuchungen haben gezeigt, dass es sogar boxende Weibchen gibt, die auf diese Weise allzu aufdringliche Rammler – so heisst in der Jägersprache das Männchen bei Hasen und Kaninchen – fernhalten.

Die rasanten Verfolgungsjagden der Feldhasen lassen sich in unserer Region nur noch selten beobachten, zum Beispiel am Rotberg bei Mandach oder am Südhang oberhalb von Thalheim. (Bilder: bhe)

«Wie die Karnickel»
Die Fruchtbarkeit der Feldhasen ist sprichwörtlich. Die Häsin bringt drei- bis viermal im Jahr bis zu vier Junge zur Welt. Bei den hohen Reproduktionsraten des Feldhasen müsste man meinen, dass es überall nur so von Hasen wimmelt. Das Gegenteil ist der Fall. Wie fast überall in Europa haben die Bestände der Feldhasen auch in der Schweiz in den letzten Jahrzehnten drastisch abgenommen. Die Gründe liegen in der starken Intensivierung und Mechanisierung der Landwirtschaft mit grossflächigen Monokulturen. So ist das Spektakel der sich verfolgenden Rammler in unserer Region leider nur noch selten zu beobachten.