Josef Umbricht feiert seinen 99. Geburtstag

Ein Urgestein des Turnvereins Untersiggenthal ist 99 Jahre alt geworden. Selbst im hohen Alter lebt er noch allein in seinem Haus und führt selbständig den Haushalt.
Josef Umbricht ist seit Jahren Mitglied der Seniorengruppe des MTV. (Bild: zVg)

Josef Umbrich ist oft in seinem gepflegten Garten anzutreffen. Oder er geniesst auf seinem Balkon den Blick über das Wasserschloss. Josef genannt Seffli ist ein begnadeter Erzähler mit einem Messer scharfen Gedächtnis. Wenn er aus vergangenen Zeiten erzählt sprudeln die Erinnerungen. Sein Haus am Höhenweg wurde in Untersiggenthal vor allem bekannt, als bei den Bauarbeiten ein Skelett einer Keltin entdeckt wurde. Der beigelegte Grabschmuck ist im Landesmuseum in Zürich ausgestellt. Seffli ist bekannt für seinen ganz speziellen Humor. Als die Leute nach dem Fund ihn dauernd belästigten wieviel Geld er dafür bekommen habe, war seine Antwort: 1000 Franken; und er hatte seine Ruhe. Was natürlich nicht stimmte. Ein Highlight seiner Erzählungen ist die Anekdote wie er 1953 den Würenlingern ein Mädchen wegschnappte.

In der Zwirnerei Stroppel arbeiteten viele Mädchen. Drei auch aus Würenlingen, die mit dem Velo täglich zur Arbeit fuhren. Der Werkmeister Adolf Flück versprach den  Frauen, wenn sie Lust hätten zur Turnervorstellung im Löwensaal in Untersiggenthal zu kommen, würde er sie mit dem Direktionswagen nach der Vorstellung nach Hause fahren. Natürlich hatten sie Lust.

Von Würenlingen bergauf über den Siggenberg marschierten die Mädchen nach Untersiggenthal. Josef  zeigte ihnen einen Raum wo sie die Kleider und Schuhe wechseln konnten. Die Untersiggenthaler Turner machten grosse Augen als sie die herausgeputzten  Mädchen erblickten.  Beim Tanz waren, zum Leidwesen der Untersiggenthaler  Frauen, die Würenlinger Schönheiten sehr begehrt. Bei der Damenwahl forderte ihn eine mehrmals zum Tanz auf. Der Funken sprang. Es war Liebe auf den ersten Blick. Adolf  Flück hielt Wort und fuhr die Mädchen am Abend zurück nach Würenlingen.

Seffli radelte was das Zeug hielt nach Würenlingen. In der Hoffnung die Mädchen noch anzutreffen. Heute wo die Post steht, bei der alten Säge, waren die Mädchen zuhause. Er  wurde zu einem Kaffee eingeladen. Als er sich wieder auf den Weg nach Hause machen wollte, war das Velo weg.

So leicht liessen sich die Würenlinger Burschen ihre Mädchen  nicht entführen. Als er dem Polizist Stocker am andren Tag den Diebstahl meldete, war seine Antwort: «Du kannst froh sein, dass du nicht mitsamt Velo in den Brunnentrog geschmissen wurdest.» Er bekam später das Velo wieder, und dazu Rita Schneider das Mädchen aus dem Haus der «Fillipe» die seine Frau wurde.