«Wir geben noch einmal richtig Gas», sagt Roberto Caruso im Vorfeld zu seiner vierten und letzten Reihe «Mittwochsmusig». Das Bühnengerüst im Garten der Kantine Wasserschloss steht bereits. Ansonsten ist zurzeit nur das Rauschen der Limmat zu hören, die am idyllisch gelegenen Konzertort mit Aare und Reuss zusammenfliesst.
Gern hätte der Veranstalter und Musiker noch ein paar Jahre weitergemacht. Doch wegen einer Transformation des BAG-Areals Vogelsang ist der bisher dort domizilierte Verein Lernwerk, der Caruso den Platz zur Verfügung stellte, in die ehemaligen Räume der Kabelwerke Brugg umgezogen. Ob die «Mittwochsmusig» irgendwann in anderer Form weitergeführt wird, ist offen. «Ich sorge mich nicht um die Zukunft, denn es kommt meistens sowieso anders, als man denkt. Das hat mich das Musikgeschäft gelehrt», meint der 59-Jährige pragmatisch.
Die Crème de la Crème der Schweizer Musikszene
Er spricht aus langjähriger Erfahrung. Von 2003 bis 2014 organisierte er mit seiner Frau Claudia Piani in den Werkhallen ihrer Malerfirma den Kunst- und Musikevent «Artbar», und das Publikum pilgerte aus allen Teilen der Schweiz nach Brugg. Im selben Zeitraum veranstaltete er in der Weinhandlung Riegger in Birrhard die Konzertreihe «Cubus», die der Coronapandemie zum Opfer fiel. 2010 startete er mit Fernando Cassano in der Badi Villnachern mit der «Mittwochsmusig in der Strandbar» und brachte die Crème de la Crème der Schweizer Musikszene an den bis anhin wenig bekannten Ort. Wegen Unstimmigkeiten mit den Behörden war dann nach acht Jahren Schluss. 2019 wurde die neue «Mittwochsmusig» im Garten der Kantine Wasserschloss aus der Taufe gehoben. Caruso schliesst es nicht aus, nochmals eine neue Konzertserie aufzuziehen.
So viele Konzerte wie noch nie zum Abschluss
15 Konzerte stehen in der letzten «Mittwochsmusig»-Saison in Vogelsang auf dem Programm. Es sind so viele wie noch nie. Den Auftakt macht am 29. Mai Mr. Blues Marc Amacher, dem am 5. Juni die schweizerisch-italienische Pop- und Soulsängerin Veronica Fusaro folgt. Adrian Stern zeigt sich am 12. Juni von einer neuen Seite und präsentiert sein Album «Bubble» in einer bühnenfüllenden One-Man-Show. Die nigerianische Afro-, Soul- und Blueskünstlerin Justina Lee Brown zieht das Publikum am 26. Juni mit ihrer unglaublichen Bühnenpräsenz in ihren Bann. Auch William White, Crimer, Philipp Bluedög Gerber, die Ellis-Mano-Band und die in der Deutschschweiz noch wenig bekannte Folk-Pop-Sängerin Billie Bird haben ihr Kommen angesagt. Das ganze Programm ist auf mittwochsmusig.ch einsehbar. Das vorletzte Konzert bestreitet am 11. September Scat-Sänger James Gruntz, der seine Stimme mühelos in die höchsten Falsett-Lagen hinaufzuschrauben vermag. Er macht in Vogelsang eine Warm-up-Show, bevor er mit einem neuen Album auf Tournee geht.
Caruso buchte ihn und andere Musikschaffende wie Marius Bear und Steffe la Cheffe schon für erste Auftritte, als sie hierzulande noch weitgehend unbekannt waren. Natürlich will Roberto Caruso es sich als passionierter Gitarrist nicht nehmen lassen, mit seiner Band Silver Lining am 13. September selbst das grosse Finale anzurichten. «Es wird ein Megafest mit vielen Überraschungsgästen und Open End», verspricht der Musiker und Konzertveranstalter.
Mit Platz für maximal 300 Gäste auf dem Areal gestaltet sich jedes Konzert als persönliches Erlebnis. Für den kulinarischen Catering-Rahmen sorgen wiederum Torsten Zschorsch und sein Team von der Kantine Wasserschloss
Neue Pläne mit altbewährter Band
Weil Carusos Frau Claudia Piani 2023 die Leitung ihres Malergeschäfts in Brugg aufgegeben hat und die beiden Töchter längst erwachsen sind, nahm sich das Paar Zeit, um mit einem kleinen VW-Camper einige Wochen quer durch Europa bis nach Nordafrika zu reisen. «Wir könnten uns gut vorstellen, an einem anderen Ort nochmals neu anzufangen», bekundet Caruso inspiriert.
Zusammen mit Hendrix Ackle, Simon Kistler und Philipp Küng will er künftig mit der gemeinsamen Band Silver Lining wieder aktiver werden. Bis anhin trafen sich die vier Musiker wegen verschiedener Engagements in anderen Formationen (Ackle ist Keyboarder bei Philipp Fankhauser und Simon Kistler Schlagzeuger bei Marc Sway) nur in losen Abständen. «Dieses Jahr stehen bereits mehrere Auftritte auf dem Programm, und wir gehen ins Studio, um neue Songs aufzunehmen», freut sich Caruso. Seine Vielseitigkeit als Instrumentalist stellt er mit dem eigenen Label First Born Boy unter Beweis, für das er Electronic Music und Chill-out-Songs produziert. Unter dem Namen Yogaruso veröffentlicht er Entspannungsmusik, die mittlerweile weltweit gestreamt wird.