Wohnlicher Unterschlupf für alle

Die Gemeinde Mandach widmet sich einem bedeutenden Projekt, welches das Ziel hat, die Biodiversität in der Kulturlandschaft zu steigern.
An der Exkursion wurde ein Nistkasten für den Steinkauz gezeigt: Die Doppeltür soll verhindern, dass Marder eindringen. (Bild: af)

Das Graue Langohr, eine Fledermausart, ist vom Aussterben bedroht. Eine der letzten Populationen dieser Art wohnt und brütet im Mandacher Kirchenschiff. Unter anderem war diese Tatsache ausschlaggebend, dass rund um Mandach Aufwertungsmassnahmen für die Biodiversität in Angriff genommen wurden. Davon profitieren nicht nur die grauen Flattermäuse, sondern ebenso allerhand andere Tier- und Pflanzenarten.

Jurapark-Exkursion
Am letzten Samstagmorgen fand in Mandach eine Biodiversitätsexkursion statt. Unter der Federführung von Jurapark Aargau wurden in der Umgebung von Mandach Asthaufen und Steinhaufen errichtet, Hecken angepflanzt und Teiche angelegt. Etwa 35 Teilnehmende, was ungefähr 10 Prozent der Bevölkerung von Mandach entspricht, lauschten aufmerksam den Ausführungen von Philipp Schuppli vom Umweltbüro Apiaster. Die Gemeinde Mandach hat eine Anschubfinanzierung von insgesamt 20 000 Franken über zwei Jahre verteilt gesprochen.

Exkursionsleiter Philipp Schuppli erzählte unter anderem von den Teichen, die Amphibien fördern sollen. (Bild: af)

Zusammenarbeit mit Landwirten
Dabei fällt auf, dass für die Gestaltung der Aufwertungsmassnahmen mit den Landwirten Kompromisse gesucht und gefunden wurden. Ursprünglich waren Hochstammbäume geplant, da diese aber pflegeintensiv sind und Mühe haben, dem Klimawandel zu begegnen, entschied man sich für Hecken. Und weil von Schwarzdorn dominierte Hecken ebenfalls nicht so beliebt sind, da sich dieser stark ausbreitet, wurde eigens eine Mandacher Heckenmischung entwickelt. Diese besteht unter anderem aus Rosen, Berberitzen und Dutzenden weiteren Gehölzarten. In Mandach wurden so 1200 Meter Hecken gepflanzt. All diese Pflanzen eignen sich für Insekten, die dann wiederum den Fledermäusen als Futter dienen.

Der Steinkauz profitiert
Doch nicht nur die Fledermäuse, auch der Neuntöter, ein typischer Vertreter naturnaher Kulturlandschaften, ernährt sich gern von Insekten. Dieser räuberische Singvogel, der ebenfalls in Mandach vorkommt, mag offene Bodenstreifen, Hecken und blühende Wiesen für die Jagd. Sogar eine Eule soll künftig von den Massnahmen profitieren – der Steinkauz. Der Steinkauz ist noch nicht in Mandach beheimatet. Schuppli informierte darüber, dass genaue Standorte nicht bekannt seien. «Birdlife Schweiz meinte, jetzt sei der geeignete Zeitpunkt, um in Mandach Nistkästen aufzustellen», erzählte er und ergänzte: «Der Steinkauz kann also nicht mehr weit sein.» Artgerechte Nistkästen sollen demnächst montiert werden. Diese sind speziell für die Bedürfnisse des Steinkauzes konstruiert und sollen sicher gegen Marder sein.

Hilfsbedürftige Amphibien
Zudem sollen mehrere Tümpel entstehen. Diese werden die Verbreitung der Gelbbauchunke fördern. Diese seltene Amphibienart mag Teiche, die hin und wieder austrocknen.

Der Laich und die Larven von Gelbbauchunken werden wiederum gern von Libellenlarven und von Molchen oder anderen Fressfeinden der Gelbbauchunken gefressen. Der Laich von Gelbbauchunken entwickelt sich ziemlich schnell, sodass die Tiere das Gewässer rasch verlassen können. Ausgetrocknete Teiche seien nicht besonders lebensfreundlich für Molche und Libellenlarven, erfuhren die Exkursionsteilnehmenden. Ausserdem profitiert der Glögglifrosch, bekannt als Geburtshelferkröte, von den Teichen. Allerdings mag dieser Frosch lieber Tümpel, die ganzjährig feucht sind – auch solche Gewässer werden im Rahmen des Projekts geschaffen.

Nach der Gestaltung der Landschaft mit zahlreichen Hecken und Feldbäumen wird im Herbst mit dem Bau der ersten Laichgewässer begonnen.