Von Verlusten und Neuanfängen

Die Theatertruppe startet in die nächste Bühnenrunde mit einem zweiten Stück. Eine Hochzeitsgesellschaft wartet vergeblich auf das Brautpaar.
Die Truppe macht ihrem Namen alle Ehre und güxlet hinter dem «Winkel» hervor.(Bild: isp)

Nach der ersten – sehr erfolgreichen – Produktion «Verloren im Winkelried» mit rund 1000 Zuschauerinnen und Zuschauern im ehemaligen Restaurant Winkelried bringt die Theatertruppe Winkelritt ein zweites Stück auf die Bühne. In der ersten Produktion ging es um gesellschaftliche und persönliche Verluste und um das Thema Beizensterben. Beim aktuellen Stück «Anton und Amila auf dem Mars Mond» wagt sich die Theatertruppe erneut an das vielseitige Thema Verlust. Dieses Mal geht es aber nicht um Beizen, sondern um das Verschwinden der Poststellen aus dem Dorf- und dem Stadtbild. Was steht uns bevor, was für Zeiten brechen mit dem Abbau der Poststellen an? Brauchen wir einander bald gar nicht mehr zu begegnen und überhaupt, geht da nicht auch die Gewissheit eines sozialen Miteinanders verloren?

Anton und Amila gegen die Einsamkeit der Moderne
Viele Fragen, welche die 13 Schauspielerinnen und Schauspieler der Theatergruppe, darunter zwei Jugendliche, auf die Bühne bringen werden. Wie die Geschichte mit Anton und Amila in dem rund 1 ½ Stunden dauernden Stück wohl ausgeht?

Mit den Proben hat die Truppe im Herbst 2023 begonnen. Ab Januar standen dann Proben einer vollständigen Fassung auf dem Programm. Den Text für das Stück hat der Autor Jens Nielsen verfasst. Er hat «Anton und Amila auf dem Mars Mond» insbesondere auf die Lokalität zugeschnitten: die inzwischen stillgelegte Post, in der das Theater auch aufgeführt wird. Regie führt Walter Küng. Fredy Spreng und Andrea Cattel begleiten das Stück musikalisch.

Der Verein Winkelritt möchte zur kulturellen Vielfalt Wettingens beitragen.(Bild: isp)

Anspruchsvolle Kost
«Wir interessieren uns für Themen, die zum Nachdenken anregen», sagt Gisela Aeschbach, Präsidentin des Theatervereins Winkelritt. Sie seien eine Theatertruppe, die gern kritisch unterwegs sei und Sperriges nicht ausblenden würde. «Wir bringen also keine typischen ‹Schenkelklopfer› auf die Bühne, sondern unsere Stücke sind teilweise abstrus, grotesk und eher unkonventionell. Aber gelacht darf bei ‹Anton und Amila auf dem Mars Mond› trotzdem», so Aeschbach.

Das Stück handelt von zahlreichen Gästen, sie sich nicht alle kennen und die zu einer Hochzeit eingeladen sind und gespannt auf das Brautpaar warten. Aber Anton und Amila tauchen einfach nicht auf. So ist die Hochzeitsgesellschaft dazu verdammt, zu warten und auszuharren. Die zum Teil skurrilen Figuren im Stück sind verbal äusserst experimentierfreudig unterwegs, nähern sich einander langsam und zögerlich an, reden aber doch manchmal komplett aneinander vorbei oder beenden angefangene Sätze gar nicht.

Offen sein für alle Menschen, die Lust am Spielen haben
Der Verein Winkelritt wurde vor drei Jahren gegründet. «Wir wollen in allen erdenklichen Winkeln Theater spielen, auch in Winkeln, die nicht gleich mit Theater in Verbindung gebracht werden. Wir wollen spannende Orte aufspüren, überraschende Räume bespielen. Ein abenteuerlicher Ritt in noch unentdeckte Winkel sozusagen», erläutert Gisela Aeschbach den Grundgedanken hinter dem Verein. «Unsere künstlerische Crew besteht immer aus Profis, gespielt wird von Laien aus der Region Baden/Wettingen.» Das jüngste Theatermitglied sei gerade mal 13 Jahre jung, die ältesten Schauspieler über 70 Jahre. Ganz bewusst soll der Verein offen sein für alle Menschen, die Lust am Theaterspielen haben. Interessierte dürfen sich also gerne beim Verein um Aufnahme bemühen.