Wachstum ja, aber bitte nachhaltig

Die Initiative «Lebenswertes Würenlos» stellt sich gegen die geplante Bevölkerungsentwicklung in der Gemeinde und mahnt zur Umsicht.
Vorstands- und Vereinsmitglieder um Jürg Frei (rechts) setzten sich letztes Wochenende am Würenloser Frühlingsmarkt für ihr Anliegen ein.(Bild: sim)

In Würenlos formiert sich eine Bewegung für eine lebenswerte Zukunft. Der Verein für ein lebenswertes Würenlos hat eine Unterschriftensammlung gestartet, um dem geplanten Bevölkerungswachstum in der Gemeinde Einhalt zu gebieten. «Uns geht es nicht darum, der Entwicklung von Würenlos im Weg zu stehen», betont Vereinspräsident Jürg Frei. «Wir wollen lediglich, dass Würenlos in diesem Prozess lebenswert bleibt.»

Der Verein fordert, dass der Ausbau der öffentlichen Infrastruktur mit dem fortgesetzten Bevölkerungszuwachs in der Gemeinde aufschliessen und Schritt halten solle. Die Petition, die am 24. April gestartet wurde, markiert einen Meilenstein in den Bemühungen der Gemeinde, den Herausforderungen des zunehmenden Verkehrs und der Bebauung von Grünflächen entgegenzutreten. «Wir möchten die Leute dazu anregen, sich Gedanken darüber zu machen, wie sich Würenlos baulich und verkehrstechnisch weiterentwickeln soll», so Frei.

Wie weiter in Würenlos?
Die Mitglieder des Vereins und jene Würenloserinnen und Würenloser, welche die Petition unterschreiben, reklamieren, dass Würenlos bereits heute mit kilometerlangen Autoschlangen zu kämpfen habe, während die öffentlichen Verkehrsmittel überfüllt seien und die Zeit für die Reise ins Dorf dramatisch zunehme. Was einst eine ruhige Gemeinde war, sieht sich verstärkt den Auswirkungen eines rasanten Bevölkerungswachstums ausgesetzt. Seit 2007 ist die Würenloser Bevölkerung von 5200 auf 7000 um rund 35 Prozent gewachsen, und die öffentliche Infrastruktur hat nicht in allen Bereichen mit dieser Entwicklung Schritt gehalten.

Der Verein für ein lebenswertes Würenlos ist ein parteiunabhängiger Zusammenschluss von Bewohnern, die sich für eine nachhaltige Entwicklung der Gemeinde einsetzen. Sie fordern eine moderate, gesteuerte und qualitätsorientierte Siedlungsentwicklung, die auf qualitatives Wachstum setzt und bis 2030 moderat auf maximal 7300 Einwohner steigen soll. Dabei sind die Forderungen nicht nur eine Reaktion auf die aktuellen Entwicklungen, sondern stehen auch im Einklang mit dem Leitbild, das der Würenloser Gemeinderat im Jahr 2016 erstellt hatte.

Die Petition des Vereins zielt darauf ab, den Gemeinderat dazu zu bewegen, sich an der festgelegten Einwohnerzahl von 7300 bis 2030 zu orientieren und die Wohnzonen entsprechend auszurichten. «Die letzten grossflächigen Landreserven sollen nicht für weitere Bauzonen freigegeben, sondern für benötigte Infrastrukturen oder Grünzonen genutzt werden», fordert Jürg Frei. Dieser Ansatz, der auf eine ausgewogene Entwicklung abzielt, steht allerdings im Kon­trast zu den Plänen des Kantons, der für Würenlos mittelfristig eine Einwohnerzahl von 8500 vorsieht.

Konkret befürchten die etwa 50 Mitglieder des Vereins sowie die Unterstützer, dass die verbliebenen Freiräume im Dorf dem Bevölkerungswachstum geopfert werden und dadurch gleichzeitig die bestehende Freizeit- und Verkehrsinfrastruktur überlastet wird. «In der Schule klappt es mit dem Ausbau der Kapazitäten», meint Jürg Frei. «Doch beispielsweise ist der Fussballclub in den letzten Jahren enorm gewachsen, hat aber nur noch einen Platz zur Verfügung.» Ausserdem plädiert der Verein dafür, das auf der Zentrumswiese geplante Alterszentrum Margerite auf die Wiese beim Gasthof Steinhof zu verschieben, um im Zentrum des Dorfs die Grünfläche zu erhalten.

Innehalten und nachdenken
Der Vorstand des Vereins betont, dass es höchste Zeit sei, das Streben nach immer mehr Wachstum zu hinterfragen und zu bremsen. Sie sehen es als Aufgabe der politischen Führung, für zukünftige Generationen lebenswerte Dörfer zu erhalten und zu pflegen. Die Realität der Bevölkerungszunahme im Kanton Aargau trägt zur Dringlichkeit des Anliegens bei.

Mit ihrer Unterschriftensammlung wollen die Mitglieder des Vereins ein deutliches Signal setzen. Sie wollen nicht nur die aktuellen Herausforderungen angehen, sondern auch langfristige Lösungen für eine lebenswerte Gemeinde schaffen. Bis anhin seien die Reaktionen auf die Petition in der Bevölkerung vorwiegend positiv ausgefallen, sagt Jürg Frei. Bisher hätten sich rund 300 Würenloserinnen und Würenloser ihre Stimme für eine nachhaltige Entwicklung in Form einer Unterschrift erhoben.

Die Petition des Vereins für ein lebenswertes Würenlos markiert einen Wendepunkt in der Debatte über die Zukunft der Gemeinde. Der Verein hofft, dass sie als Aufruf zur Zusammenarbeit und zur Überprüfung der bisherigen Entwicklungsstrategien aufgenommen wird. Und sie soll zeigen, dass die Würenloser Bevölkerung bereit ist, sich für ihre Lebensqualität einzusetzen und entschlossen, eine lebenswerte Umgebung zu bewahren. Weitere Infos zum Verein und zur Petition sind unter lebenswerteswuerenlos.ch zu finden.