Schuld abbauen – Neues anpacken

Die Hauser Stimmberechtigten haben den Steuerfuss um 5 Prozentpunkte auf 110 Prozent erhöht, um die Schuldenlast zu verringern.
Die Kredite für die Erschliessung des früheren Reichhold-Areals wurden von der Gemeinde oppositionslos bewilligt. (Bild: sha | Archiv)

An der von über 200 Stimmberechtigten besuchten Gemeindeversammlung – für Hausen mit seinen 3838 Einwohnern eine überdurchschnittlich hohe Beteiligung – waren nur die Steuerfusserhöhung und einzelne Budgetposten umstritten. Oppositions­los bewilligt wurden hingegen Kredite von 2,79 Millionen Franken für die Strassen-, Wasser- und Abwasser-erschliessung des früheren Reichhold-Areals. Das schafft die Voraussetzungen, dass die 30-jährige Industriebrache am Nordrand des Birrfelds endlich wieder genutzt werden kann. Interessenten warten darauf, die ersten Baugesuche werden nächstes Jahr erwartet, wie man von gemeinderätlicher Seite vernahm.

Überzeugender Gemeinderat
Der zu Jahresbeginn komplett erneuerte Gemeinderat vermochte die Stimmberechtigten von seinen klar zum Ausdruck gebrachten strategischen Zielen zu überzeugen und an der Gemeindeversammlung erste Akzente zu setzen. Er will erstens wegen der steigenden Darlehenszinsen die hohe Schuldenlast verringern, zweitens die gemeindeeigenen Liegenschaften mit einem Werterhaltungskonzept nachhaltig bewirtschaften und drittens eine gute Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden pflegen, um Hausens Stellung in der Region zu festigen.

Die gemeinderätliche Absicht, ein verlässlicher Partner zu sein, unterstützten die Stimmberechtigten mit der Annahme der neuen Satzungen des regionalen Wasserverbunds Rewa der Gemeinden Birr, Birrhard, Hausen, Lupfig, Mülligen, Scherz und Windisch sowie der Genehmigung des Gemeindevertrags mit Lupfig für die Erschliessung des 75 000 Quadratmeter grossen, auf Hauser und Lupfiger Boden liegenden Reichhold-Campus, aber auch durch die Wiedereinführung des Hauser Defizitbeitrags von 30 000 Franken an das Windischer Schwimmbad Heumatte.

Mehr Steuern für Schuldenabbau
Als «Pièce de résistance», Diskussionsschwerpunkt und Hauptgrund, dass die Gemeindeversammlung zweidreiviertel Stunden dauerte, erwies sich der Voranschlag 2023 mit der beantragten Erhöhung des Steuerfusses um 5 Prozentpunkte auf 110 Prozent. Das Budget sieht bei 13,62 Millionen Franken Einnahmen und 13,49 Millionen Ausgaben einen Ertragsüberschuss von 127 000 Franken vor – hauptsächlich dank erwarteten 441 000 Franken Steuermehrerträgen. Die 2023 geplanten Investitionen von 523 000 Franken können aus eigenen Mitteln finanziert werden.

Der Hauptgrund der Steuerfusserhöhung – der dritten in fünf Jahren – ist der Schuldenabbau. Durch grosse Bauvorhaben – Erweiterung Lindhofschulhaus, Neubau Doppelturnhalle und Gemeindesaal – entstand ab 2012 eine Schuldenlast von 20 Millionen oder 4500 Franken pro Einwohner. Sie ging zwar bis Ende 2021 auf 15,3 Millionen oder 4100 Franken pro Kopf zurück, das ist aber immer noch mehr als die vom Kanton empfohlene Limite von 2500 Franken. Obschon sich ein bedeutender Ertragsüberschuss in der Rechnung 2022 abzeichnet, hielt der Gemeinderat an der Steuererhöhung fest.

Opposition des Alt-Ammanns
Gegen den Steueraufschlag wehrte sich der vor einem Jahr nicht wiedergewählte Gemeindeammann Eugen Bless, was dem verstärkten Abbau der hohen Schulden entgegenstand, die sich während Bless’ Amtszeit aufgehäuft hatten. Die Mindereinnahmen ohne Steuerfusserhöhung wollte er durch Kürzungen bei einem Planungskredit für die Sanierung des alten Lindhofschulhauses und beim Defizitbeitrag an das Schwimmbad Windisch kompensieren. Die Gemeindeversammlung lehnte seine Anträge jedoch ab. Gestrichen wurde hingegen auf Antrag der Ortspartei Die Mitte ein Planungskredit von 10 000 Franken für die Verlegung der Postautohaltestelle bei der Tankstelle Knecht. Zum Schluss überwies die Versammlung einen Prüfungsantrag der Elternvereinigung für Verkehrssicherheitsmassnahmen auf den Schulwegen.