Kombinierte Mobilität als Schlüssel

Den immer knapperen Strassenraum intelligenter nutzen – das ist ein zentrales Fazit für die Arbeiten am Gesamtverkehrskonzept Ostaargau.
Eine urbane Seilbahn für die Klus von Baden: Kantischüler präsentieren ihre Denkanstösse zum Thema Siedlungsentwicklung im Trafo. (bild: bkr)

Die kantonale Bevölkerungsprognose geht davon aus, dass im Jahr 2040 rund 30 Prozent mehr Menschen im Ostaargau leben – Leute, die ein Bedürfnis nach Mobilität haben. Die kantonale Politik will diese Herausforderung mit einem Gesamtverkehrskonzept meistern. Um nicht an den Vorstellungen der Bürgerinnen und Bürger vorbei zu planen, hat der Regierungsrat einen Partizipationsprozess beschlossen und für diesen Vertreter von Gemeinden, Verbänden und Interessengruppen zu Diskussionen eingeladen. Eine erste Analyse des Ist-Zustands stand letzten Herbst im Fokus einer ersten Mobilitätskonferenz («Rundschau» vom 29. September 2022).

Schülerinnen und Schüler der Kantonsschulen Baden und Wettingen erläutern ihre Ideen zur Siedlungsentwicklung. (Bild: bkr)

Junge Generation abholen
Letzten Samstag gab Regierungsrat Stephan Attiger im Badener «Trafo» vor rund 180 Teilnehmenden den Startschuss zur zweiten Runde. In dieser ging es um Ziele und Erfolgskriterien sowie um die Sicht der jungen Generation – jene, die, wie Attiger sagte, «unsere heutigen Entscheide ausbaden müssen». Die Jugendlichen hätten ein Anrecht auf einen intakten und attraktiven Lebensraum zum Wohnen, Arbeiten und um ihre Freizeit zu geniessen. Eingeladen zur Präsentation ihrer Ideen und Denkanstösse waren drei Klassen der Kantonsschulen Baden und Wettingen. In kurzen Trickfilmen wurden neue Siedlungsformen in die Diskussion eingebracht, und an den Tischen skizzierten die Teilnehmenden Formen einer Mobilität der Zukunft. Diese reichen von einer Velostadt nach dem Vorbild Kopenhagens, über eine U-Bahn bis hin zu einer urbanen Seilbahn oder einer Schwebebahn.

Aufschlussreich das Referat von Carlo Degelo, dem Leiter der kantonalen Abteilung Verkehr, welcher die Erkenntnisse aus einer im letzten Oktober durchgeführten Nummernschild-Erhebung präsentierte. Gezählt und ausgewertet wurden 225 800 Fahrten pro Tag, von denen 92 Prozent Start und Ziel in der Region hatten. Fahrzeuge, die in Koblenz einreisen, steuern zu 82 Prozent eine Adresse in der Region an. Lastwagenfahrten wurden 8400 pro Tag registriert. 80 Prozent davon dienen der Belieferung von Unternehmen im Raum Baden – für die Wirtschaft, und damit für die Arbeitsplätze in der Region, unverzichtbar.

Stephan Erne, Gesamtleiter für die Ostaargauer Planungen, zeigte auf Basis dieser Zahlen und Erkenntnisse auf, wie sich das Verkehrsaufkommen ohne Massnahmen im Jahr 2040 – mit 30 Prozent mehr Menschen in der Region – auf verschiedenen Strassen präsentieren würde. Als Beispiel die Badener Hochbrücke. Zum heutigen Verkehrsaufkommen von 19 800 Autos kämen 3700 pro Tag hinzu. Öffentliche Busse – sie transportieren aktuell 18 600 Personen täglich – müssten zusätzliche 6800 Pendlerinnen und Pendler verkraften. Apropos Pendler: 25 Prozent des Tagesverkehrs auf der Badener Bruggerstrasse dienen dem Einkaufen sowie Freizeitaktivitäten.

Wappnen für den Zuwachs
Spitzen brechen ist ein Ansatz, um künftige Transportbedürfnisse bewältigen zu können – gestaffelte Unterrichtszeiten an den Schulen, flexible Arbeitszeitmodelle und Homeoffice sind die Stichwörter. Lösungen, welche die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Konferenz mehrheitlich unterstützen. Wie sie auch der Meinung sind, dass Strassen nur noch punktuell ausgebaut werden sollen – und dies zugunsten des Veloverkehrs und des öffentlichen Verkehrs. Für diesen möchte man attraktive Knoten (Verkehrsdrehscheiben), die insbesondere der kombinierten Mobilität dienen – also Bewohnerinnen und Bewohnern ländlicher Gemeinden das Umsteigen vom Auto auf den öV erlauben. Siedlungsentwicklung primär entlang der öV-Achsen ist ebenso ein Thema, wie man diese Achsen auch ergänzt haben will. Ergibt es Sinn, wenn der Bus auf seiner Fahrt von A nach B durch Baden-Wettingen fährt, wenn auch eine direkte, tangentiale Linie denkbar ist?